Handwerk errichtet „Fachkräftebrücke“ aus Indien und Südafrika

Vollversammlung der Handwerkskammer Ulm begrüßt neues Fachkräfteeinwanderungsgesetz und fordert unbürokratische und schnelle Umsetzung – Anwerbung ausländischer Auszubildender initiiert

Ein Maurer bei der Arbeit.
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Die Handwerkerinnen und Handwerker in der Vollversammlung der Handwerkskammer Ulm begrüßen das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz und fordern nun eine rasche und unbürokratische Umsetzung. Dazu sagt Dr. Tobias Mehlich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Ulm: „Wir brauchen einen Paradigmenwechsel: Weg vom Verhindern, hin zum Ermöglichen des Zuzugs und zum willkommen heißen. In unseren Behörden und Auslandsvertretungen muss eine Willkommenskultur Einzug halten – das wird eine Herkulesaufgabe.“ Mehlich betont: „Nur so können wir im Ausland fähige Fachkräfte gewinnen, die wir dringend im Handwerk benötigen, und hier in Beruf und Gesellschaft erfolgreich integrieren. Wir sind schon dabei, Brücken zu bauen: mit unserem Pilotprojekt “Fachkräftebrücke”.“

Dass die Zuwanderung qualifizierter Fachkräfte notwendig ist, zeigt die derzeitige Lage im Handwerk: Im Gebiet der Handwerkskammer Ulm gibt es rund 3.000 Betriebe, die einen Inhaber haben, der mindestens 60 Jahre alt ist. Viele dieser Inhaberinnen und Inhaber aus geburtenstarken Jahrgängen gehen demnächst in den Ruhestand und spätestens dann wird das ganze Ausmaß des Fachkräftebedarfs deutlich werden. Dabei lässt sich der Bedarf an Handwerkerinnen und Handwerkern schon jetzt auf dem inländischen Arbeitsmarkt nicht mehr decken.

Sorgfältiges Auswahlverfahren
Viele regionale Betriebe suchen derzeit gewerkeübergreifend Fachpersonal, um die Kundenaufträge abzuarbeiten. Um sie bei der Fachkräftesuche zu unterstützen, hat die Handwerkskammer Ulm das Pilotprojekt „Fachkräftebrücke“ initiiert. Mithilfe einer Agentur suchen die Berater der Kammer Auszubildende in Indien und Südafrika. Im Moment wird der Bedarf der Mitgliedsbetriebe abgefragt. Die Interessenten aus dem Ausland werden sorgfältig ausgewählt. Wer infrage kommt, durchläuft einen sechsmonatigen Sprachkurs im Heimatland. Nur wer den Test zum B1-Level besteht, kann ein Visum bekommen. Aktuell führt die Kammer Interviews mit Interessenten in Indien. Die Meisten haben bereits Bau-Vorerfahrung, größtenteils sogar einen Bachelor-Abschluss im technischen Bereich. Aber in Indien sind viele Arbeitsverhältnisse prekär: Festanstellungen gibt es auf dem indischen Bau selten, die Bezahlung ist überwiegend schlecht und die Arbeitslosenquote hoch. Diese jungen Menschen sind meist zwischen 25 und 30 Jahre alt und wollen sich eine bessere Zukunft aufbauen. Wenn sie die Vorbereitungsphase erfolgreich abschließen, haben sie die besten Voraussetzungen dafür. Sie können für die Dauer der Ausbildung in Deutschland bleiben mit der Option, eine unbefristete Arbeitserlaubnis nach erfolgreicher Gesellenprüfung zu erhalten. „Wir haben in unserem Land viel zu bieten für eine gute Zukunftsgestaltung. Das Thema ist komplex und sensibel: wir wollen jungen Menschen bei uns eine berufliche und menschliche Heimat anbieten. Und arbeiten allein reicht für ein gutes Leben nicht aus“, so Mehlich.

Das Handwerk zwischen Ostalb und Bodensee wird in der Vollversammlung von 39 gewählten Vertretern repräsentiert und vertreten. Alle Gewerbegruppen sowie alle sechs Landkreise und der Stadtkreis Ulm sind dabei vertreten. 26 der 39 Mitglieder sind Handwerksunternehmer, weitere 13 gehören dem Parlament des regionalen Handwerks als Vertreter der Arbeitnehmer im Handwerk an.




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