Landesregierung lehnt Prämie zur Unterstützung der beruflichen Bildung ab.
Knapp 600 junge Menschen wurden im vergangenen Jahr von der Handwerkskammer Ulm in den Meisterstand erhoben. Sie haben Ihre Ausbildung selbst finanziert, während ein Student die gesamten Ausbildungskosten vom Staat ersetzt bekommt. Um die Gleichwertigkeit zwischen Studium und Ausbildung voranzutreiben und den Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg zu stärken, forderte die Handwerkskammer Ulm wiederholt eine gleichwertige finanzielle Unterstützung für Meister-Studenten, ähnlich der akademischen Bildung. Nun hat die Landesregierung der FDP-Landtagsfraktion mitgeteilt, dass sie eine Meisterprämie zur Unterstützung der beruflichen Bildung ablehnt. „Wir fordern die Meisterprämie als Zeichen der Anerkennung und Wertschätzung und zum Abbau der Ungerechtigkeit bei der Finanzierung von verschiedenen Bildungswegen. Denn unser erreichter Wohlstand kann nur mit ständiger Bildung und Weiterbildung gesichert und gemehrt werden. Der Meister im Handwerk steht für Schutz und Versorgung für den Verbraucher sowie für Ausbildung der nächsten Generation“, sagt Dr. Tobias Mehlich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Ulm.
Eine Meisterausbildung kann bis zu 10.000 Euro kosten, sie ist zeit- und materialintensiv. Auch ein Studium kostet jährlich pro Student durchschnittlich zwischen 8.000 und 10.000 Euro. Inzwischen führen immer mehr Bundesländer eine Meisterprämie ein. Diese beinhaltet je nach Bundesland zwischen 1.000 und 4.000 Euro nach erfolgreichem Meisterabschluss oder gleichwertigem Abschluss. Die duale Ausbildung ist eine Triebfeder für Weiterentwicklung und Wachstum im Land. Fehlt der Meister im Betrieb, fehlt auch irgendwann das moderne Handwerksprodukt, der betriebliche Leiter für die Ausbildung und das handwerkliche Angebot. Zudem stehen mehr als 2.200 Betriebe im Gebiet der Handwerkskammer Ulm altersbedingt zur Übernahme an. Mittlerweile haben elf andere Bundesländer eine solche Prämie eingeführt und die Handwerkskammer sieht das ablehnende Baden-Württemberg ohne Meisterprämie als altmodisch und von den modernen Bedürfnissen einer aktiven Bildungspolitik abgehängt.
Die Landesregierung teilte erst kürzlich mit, die Mittel für Studierende um über 20 Millionen Euro aufzustocken. Rund fünf Millionen Euro pro Jahr für die Meisterprämie lehnte sie jedoch ab. „Die Landesregierung glaubt, es sei gerecht, den einen zahlen zu lassen und den anderen von Kosten freizustellen. Und dann wundert sie sich auch noch, warum die halbe Welt zu den Hochschulen läuft. Geldströme ziehen Bildungsströme nach sich. Hochschul- und Handwerkerabschlüsse sind gleichwertig und müssen auch in finanzieller Hinsicht gleichgestellt werden. Der Meister-Student muss alle Kosten selbst tragen. Wir brauchen die Meisterprämie jetzt, selbst wenn sie nicht annähernd die vollständigen Kosten deckt“, so Mehlich. Die Vollversammlung der Handwerkskammer Ulm hatte erst kürzlich die Forderung nach dieser Förderung der beruflichen Weiterbildung fürs regionale Handwerk wiederholt. Sie wäre ein wichtiges Signal für alle jungen Handwerkerinnen und Handwerker und deren Karrierewege.