Erneut mehr Mitgliedsbetriebe zwischen Ostalb und Bodensee – Nachfolgeproblematik bereitet Handwerkskammer Ulm aber zunehmend Sorgen

Im Gebiet der Handwerkskammer Ulm hat es im Gesamtjahr 2024 erneut mehr Betriebsgründungen als -schließungen gegeben: Die Zahl der Mitgliedsbetriebe zwischen Ostalb und Bodensee ist um 210 auf nunmehr 20.670 gestiegen (plus ein Prozent). Damit hat sich der positive Trend der letzten Jahre fortgesetzt. Das Plus ist allein auf den Zuwachs im Bereich der zulassungsfreien Handwerke zurückzuführen – also die Gewerke ohne Meisterpflicht. Im Gegensatz dazu verzeichnen das zulassungspflichtige Handwerk und auch die handwerksähnlichen Gewerbe einen Rückgang. „Während die Zahl der kleineren Betriebe in den zulassungsfreien Berufen weiterwächst, bereitet uns der Rückgang im zulassungspflichtigen Handwerk Sorgen. Denn oftmals sind das an sich kerngesunde und stabile Betriebe mit zahlreichen Arbeits- und Ausbildungsplätzen. Und diesen fehlt die Perspektive, weil viele ältere Inhaber keinen Nachfolger finden und den Betrieb aufgeben müssen“, sagt Dr. Tobias Mehlich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Ulm.
Bei den zulassungsfreien Handwerken hatte 2024 insbesondere das Gebäudereiniger-Handwerk ein nennenswertes Plus von 131 Betrieben zu verzeichnen (plus zwölf Prozent), gefolgt von den Kosmetikern (plus 98 Betriebe/6,5 Prozent) und Fotografen (plus 84 Betriebe/neun Prozent). Eine Zunahme bei den Gewerken, die einen Meisterbrief voraussetzen, verzeichnet vor allem das Elektrotechniker-Handwerk mit einem Anstieg um 43 Betriebe (plus drei Prozent). Auch das Friseur-Handwerk hat mit einem Plus von 29 Betrieben (plus ein Prozent) zugelegt. Die seit einigen Jahren wieder meisterpflichtigen Gewerke Fliesen-, Platten- und Mosaikleger sowie Raumausstatter erlebten hingegen erneut einen Rückgang: im Raumausstatter-Handwerk um 14 Betriebe (minus vier Prozent) und im Fliesen-, Platten- und Mosaikleger-Handwerk um 44 Betriebe (minus sieben Prozent).
Handwerkerinnen und Handwerker stellen mit ihren Betrieben in der Region die tägliche Versorgung der Bevölkerung mit Handwerksleistungen sicher. Außerdem sind sie wichtige Arbeitgeber und Ausbilder vor Ort und halten Städte und Gemeinden attraktiv und lebenswert. So entsteht im Handwerk Wertschöpfung direkt vor der Haustür. „Viele unserer aktuellen und zukünftigen gesellschaftlichen Themen, wie beispielsweise die Energie- und Klimawende, werden nur über eine funktionierende Ausstattung mit Handwerksbetrieben möglich sein. Deswegen gibt es unser Zentrum für Betriebsnachfolge: jeder zur Übergabe stehende Betrieb muss mit einem Nachfolger zusammen gebracht werden“, so Mehlich.

Zahlen im Kammergebiet
Statistisch gesehen gibt es im Ostalbkreis und im Bodenseekreis derzeit jeweils 13 Handwerksbetriebe pro 1.000 Einwohner, im Kreis Biberach und im Alb-Donau-Kreis 14, im Landkreis Heidenheim sind es zwölf, im Stadtkreis Ulm elf und im Landkreis Ravensburg kommen durchschnittlich 15 Betriebe auf 1.000 Einwohner. Die Anzahl der Betriebe hat sich 2024 in den Landkreisen wie folgt entwickelt: Im Stadtkreis Ulm und dem Kreis Biberach liegt der Zuwachs bei jeweils ein Prozent, im Landkreis Ravensburg bei 1,5 Prozent, im Alb-Donau-Kreis bei 0,5 Prozent, im Bodenseekreis beträgt das Plus rund drei Prozent, im Kreis Heidenheim ist die Anzahl der Handwerksbetriebe um 0,5 Prozent gesunken und im Ostalbkreis ist die Zahl nahezu unverändert.
Anzahl Betriebe zum 31. Dezember 2024 nach Landkreisen:
Ostalbkreis
4.304 Betriebe (+2)
Heidenheim
1.627 Betriebe (-8)
Alb-Donau-Kreis
2.939 Betriebe (+16)
Stadtkreis Ulm
1.491 Betriebe (+16)
Biberach
2.871 Betriebe (+32)
Ravensburg
4.517 Betriebe (+71)
Bodenseekreis
2.921 Betriebe (+81)