Es fließt wieder – oder noch: Die Rede ist vom russischen Gas. Man spürt derzeit eine gewisse Verunsicherung auch unter uns Handwerkern. Auch unsere Kammer erreichen Anrufe von besorgten Handwerksbetrieben. Doch niemand kann mit Gewissheit sagen, wie ernst die Lage im Herbst sein wird. Fakt ist: Die Engpässe bei der Gasversorgung können auch für uns weitreichende Folgen haben, denn viele von uns Betrieben sind vom Gas abhängig. Neben dem Heizen der Betriebsräume gehört in etlichen Gewerken Gas zu den Produktionsmitteln: Bäckereien benötigen Gas etwa zum Beheizen von Backöfen, Lackierereien zum Trocknen von Lacken, metall- und glasverarbeitende Betriebe für die Nutzung von Glüh- und Brennöfen. Auch der Großteil unserer Brauereien, Metzgereien und Textilreinigungen bzw. Wäschereien ist auf Gas angewiesen. Dem Gasmarkt droht ein Preisgalopp und die betroffenen Betriebe zwischen Ostalb und Bodensee brauchen Planungssicherheit. Die gestiegenen Kosten können von unseren Handwerksbetrieben nicht mehr allein geschultert und auch nicht einfach an die Kunden weitergereicht werden. Unsere Handwerkskammer sieht hier die Politik in der Pflicht, das regionale Handwerk zu unterstützen. Es braucht jetzt zeitnah konkrete Hilfen für die Betroffenen, beispielsweise in Form von reduzierten Steuersätzen für Strom und Energie auf den jeweiligen EU-rechtlich vorgegebenen Mindestsatz. Jede Art von Entlastung hilft in dieser schwierigen Situation. Klar ist auch: Handwerksbetriebe müssen weiterhin Gas bekommen, auch wenn sich die Lage am Gasmarkt weiter zuspitzt. Viele sind vom Gas abhängig. Wenn die Energiekosten komplett durch die Decke gehen, gefährdet das nicht nur an sich gesunde Betriebe und deren Beschäftigte, sondern auch die Versorgung der Bürgerinnen und Bürger mit zentralen Handwerksleistungen. Dazu sollten wir es nicht kommen lassen.
Joachim Krimmer ist Präsident der Handwerkskammer Ulm.
Dieser Kommentar ist erschienen in der DHZ-Ausgabe 15/16 2022.