
Die Stimmung im Handwerk bleibt winterlich. Die reinen Zahlen aus dem vierten Quartal 2024 sind in Ordnung. Allerdings nur auf den ersten Blick: Denn wir kommen aus schwachen Vorjahren. Jetzt stagnieren wir auf diesem niedrigen Niveau. Und das laufende Quartal gibt auch wenig Grund zur Hoffnung. Fast jeder zweite Betrieb zwischen Ostalb und Bodensee hat nur noch Aufträge bis in fünf Wochen. Das Handwerk war immer bekannt für seine Krisensicherheit, unsere Betriebe sind der stabile Eckpfeiler unserer Wirtschaft. Doch auch wir tun uns schwer. Wenn wir keine Aufträge mehr bekommen. Wenn wir unsere Leistungen für Kunden wegen steigender Sozialbeiträge und Steuern verteuern müssen. Wenn wir aufgrund der schwierigen Lage nicht mehr investieren können. Und wenn wir im schlimmsten Fall Mitarbeitende entlassen müssen. Bisher tun wir das nicht.
Mehr als 80 Prozent der Betriebe halten an ihren Mitarbeitenden fest. Das zeigt: Wir glauben an den Umschwung. Wir sehen es ja: Die Region braucht neue Wohnungen, die Region braucht klimaeffiziente Technologien, die Region braucht weiterhin die ländliche Versorgung mit Bäckern, Metzgern und Friseuren. Kurzum: Die Region braucht das Handwerk. Dafür brauchen wir aber auch die Politik. Ich hoffe im Zuge einer neuen Regierung auf Entlastungen für unser Handwerk: runter mit den Sozialabgaben und den Steuern. Das hilft allen: Geht es der Wirtschaft gut, geht es der Bevölkerung gut. Und wir sind ein großer Teil der Wirtschaft. Wir sind der Mittelstand, der teils seit über hundert Jahren die regionale Versorgung der Bevölkerung sicherstellt. Das soll auch so bleiben. Dafür muss in der kommenden Konjunktur aber langsam der wirtschaftliche Frühling einkehren. Denn noch mehr Winter können wir uns langsam nicht mehr erlauben.
Maximilian Steigitzer, Zimmerermeister aus Maselheim und Vorstandsmitglied der Handwerkskammer Ulm.