Zur richtigen Zeit am richtigen Ort? Serie “Mitarbeiter? Find ich, halt ich!” – Folge 10

Folge 10: Personalaustritt – Warum gehen meine Mitarbeiter?

Die Frage, wieso Mitarbeiter den Betrieb verlassen, beschäftigt wohl jeden Betriebsinhaber und löst gleichzeitig Ängste aus. Es steht nicht nur die Tatsache im Raum, dass erneut eine Fachkraft fehlt und ersetzt werden muss, sondern auch die große Frage, welche Gründe es gibt, dass sich der Mitarbeiter entschieden hat, zu gehen. Denn für jeden Einzelnen ist eine Kündigung ein schwerwiegender und einschneidender Schnitt – privat wie beruflich.

Karriere- und Weiterbildungsmöglichkeiten
Alexandra Natter, Personalberaterin der Handwerkskammer Ulm, sieht eine Kombination verschiedener Faktoren, die zur Kündigung führen: „Oft fehlt den Mitarbeitern die Perspektive. Es werden keine Karrieremöglichkeiten zur persönlichen Entwicklung und Weiterbildung aufgezeigt. Dabei gibt es diese meist. Oder eigene Ideen und Verbesserungsvorschläge werden nicht ernst genommen.“ Im Handwerk wird oft noch unterschätzt, welche vielfältigen Chancen und Möglichkeiten es gibt. So zum Beispiel die duale Ausbildung an sich oder nach der Ausbildung den Betriebswirt im Handwerk oder der Meister. Führungskräfte müssen sich an diesem Punkt in der Pflicht sehen, ihre Mitarbeiter zu unterstützen und diese Unterstützung auch zu signalisieren. Am Ende stellt eine Förderung eine Win-Win-Situation dar: der Mitarbeiter erlangt Qualifikation und nutzt seine Talente noch besser, wovon gleichzeitig auch der Arbeitgeber profitiert. Für manch einen ist auch im Laufe des Berufslebens sein Fachwissen und die Kompetenz zur Selbstverständlichkeit geworden und er vermisst neue Herausforderungen. Hinzukommen kann, dass nicht deutlich wird, welchen Beitrag der Einzelne zum Unternehmenserfolg leistet. Damit das nicht passiert, können – egal in welchem Alter – Weiterbildungsmaßnahmen auf beiden Seiten echten Mehrwert bringen. Wenn Mitarbeiter ihre individuellen Begeisterungen und Talente in die Arbeit einbringen können, wirkt sich das positiv auf den gesamten Betrieb und sein wirtschaftliches Ergebnis aus.

Betriebsklima – Zufriedenheit im Betrieb
Was immer einmal passieren kann, ist, dass Unzufriedenheit im Betrieb entsteht. Gründe dafür können Differenzen zwischen Kollegen, fehlende Kooperation oder Kommunikation innerhalb des Teams, oder auch zu wenig Vertrauen am Arbeitsplatz oder eine nicht nachvollziehbare Beförderung eines Kollegen sein. Alexandra Natter weist in diesem Zusammenhang auch auf die Beziehung zum Chef hin: „Es heißt doch manchmal‚ Mitarbeiter kommen wegen dem Job und gehen wegen dem Chef‘. Es ist traurig, wenn eine verfahrene  Beziehung zu den Vorgesetzten dazu führt, dass ein Mitarbeiter sich gezwungen sieht, zu gehen. Dabei kann es Missverständnisse geben oder dies kann beispielsweise auch zu selten geäußerte Anerkennung oder Wertschätzung sein.“ Motivierte Mitarbeiter liefern nachgewiesen mehr Leistung und sind kreativer. Mitarbeiter, die ihre Rolle, ihren Platz, ihr Umfeld und ihre Tätigkeiten im Betrieb kennen, sind angekommen. Dies senkt gleichzeitig die Kündigungswahrscheinlichkeit. Wenn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gerne zur Arbeit kommen und konstruktiv miteinander arbeiten, merkt das der Kunde an hochwertiger Qualität der Leistungen und der Chef in der Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter. Das zieht junge Menschen an, mitwirken zu wollen. So kann der Betrieb seine Nachwuchskräfte selbst ausbilden und sich Fachkräfte sichern.  Das Bedürfnis eines Mitarbeiters nach Anerkennung für Leistung und Motivation ist menschlich und erlaubt. Schätzen Sie Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wert und suchen Sie nach Wegen, dies – wenn möglich – nicht nur verbal auszudrücken, sondern auch finanziell.

Finanzielle Aspekte
Auch der finanzielle Aspekt kann zu einer Kündigung führen. Betriebe stehen in diesem Punkt untereinander in Konkurrenz. Kleinere Betriebe können oft mit den Löhnen der Größeren nur schwer mithalten. Manch ein Mitarbeiter fühlt sich möglicherweise trotz anderen positiven Aspekten gezwungen, den Betrieb zu wechseln. Durch Bonuszahlungen oder Alternativen wie Zeitausgleich kann aber ein Gegenwert geschaffen werden, der Mitarbeiter bestärkt, ihrem Betrieb treu zu bleiben.

Arbeitszeiten
Eine ausgeglichene Work-Life-Balance, flexible Arbeitszeiten, freilich Überstunden, wenn nötig, aber nicht dauerhaft, sind Möglichkeiten, Mitarbeiter im Betrieb zu halten. Die Grenzen zwischen motivierender Herausforderung und Überlastung oder Überforderung sind individuell. Um sie herauszufinden, ist Fingerspitzengefühl beim Chef gefragt. Durch eine Balance sind die Mitarbeiter zufrieden und produktiv und der Betrieb profitiert. Zusammenhalt und gegenseitige Unterstützung und Wertschätzung sind der Schlüssel.

Weitere Informationen zum Thema Personal gibt es unter: www.personal.handwerk2025.de.