Wir sprechen im Handwerk viel von klassischen Männer-Berufen. Die Arbeit als Konditor gehört nicht dazu. Sind dir auch schon Klischees und Vorurteile zu deiner Berufswahl begegnet?
Ja, in meinem Beruf als Konditor bin ich durchaus auf Klischees und Vorurteile gestoßen. Oft wird dieser Beruf eher mit Frauen in Verbindung gebracht, aber in den letzten Jahren hat sich diese Wahrnehmung geändert. Ich betrachte meinen Beruf als handwerklich anspruchsvoll und erfüllend, unabhängig von Geschlechterklischees. Es ist erfreulich zu sehen, dass auch in den sozialen Netzwerken viele Männer sehr erfolgreich unsere Leidenschaft für das Handwerk teilen.
Was macht dir an deiner täglichen Arbeit besonders Spaß?
Das Besondere an meiner täglichen Arbeit ist vor allem die Vielfalt. Die Herstellung köstlicher Kuchen, Torten und Pralinen ist natürlich ein großer Teil davon. Von Rezeptentwicklung, Betriebswirtschaftlichen Aufgaben, Fotograf und Marketing bis zum Hausmeister, Maschinenreperateur oder Lehrer. Jeder Tag ist anders und erfordert eine gewisse Allround-Fähigkeit, um erfolgreich zu sein.
Nach deiner Ausbildung zum Konditor hast du deinen Meister und anschließend eine Weiterbildung zum Schokoladen-Sommelier gemacht. Jetzt führst du den Familienbetrieb in vierter Generation. War für dich immer klar, wohin dein Weg führt?
Ich führe den Betrieb noch nicht allein; wir sind gerade mitten in der Betriebsübergabe. Anfangs war für mich überhaupt nicht klar, in welche Richtung mein beruflicher Weg führen würde. Nach meinem Abitur hatte ich die Gelegenheit, ein Jahr lang verschiedene Praktika in verschiedenen Unternehmen zu absolvieren, darunter Designagenturen, Industrieunternehmen, Konditoreien, Bäckereien und Restaurants. Erst nach diesem Jahr wurde mir bewusst, dass ich die Ausbildung zum Konditor machen möchte, und ich ließ mir alle Optionen offen. Während der Ausbildung bemerkte ich jedoch, dass ich mir immer besser vorstellen konnte, im Familienbetrieb einzusteigen.
Hast du auch mal gezweifelt, ob die Konditorei und Patisserie das Richtige für dich ist?
Ja, definitiv. Vor allem während meiner Ausbildung in einem kleinen Top-Betrieb in Zürich. Das war eine große Umstellung, insbesondere als Deutscher, was den Umgangston und die Strenge anbelangte. Doch im Nachhinein betrachte ich diese Zeit als prägend und lehrreich. Sowohl beruflich als auch persönlich bin ich in dieser Zeit stark gewachsen. Letztendlich überzeugten mich meine Leidenschaft und die Liebe zur Arbeit, meinen Berufsweg fortzusetzen.
Den Familienbetrieb zu übernehmen ist eine tolle Sache – aber auch eine große Verantwortung. Klappt die Zusammenarbeit in der Familie immer reibungslos, wenn mehrere Generationen zusammen Entscheidungen treffen?
In der Zeit, als meine Großeltern noch aktiv waren, gab es teilweise Diskussionen mit drei verschiedenen Generationen, die jeweils unterschiedliche Ansichten vertraten.
Diese Gespräche waren äußerst lehrreich, und ich konnte viel daraus ziehen. Ich glaube, je kompromissbereiter man ist, desto reibungsloser funktioniert die Zusammenarbeit.
Die Entscheidungen, die Eltern und Großeltern getroffen haben und die ich möglicherweise anders gehandhabt hätte, waren zu ihrer Zeit im richtigen Kontext genau die richtigen Entscheidungen.
Du hast schon häufiger für deine Pralinenkreationen ausgezeichnet worden. Wo nimmst du deine Inspiration her?
Meine Inspiration für Pralinenkreationen kommt aus vielen Quellen. Ich lasse mich von Reisen, anderen Kulturen, saisonalen Zutaten und aktuellen Trends inspirieren.
Was muss jemand mitbringen, der eine Ausbildung zum Konditor machen will? Muss man zwangsläufig ein Frühaufsteher sein?
Für eine Ausbildung zum Konditor sollte man eine Leidenschaft für Backen und Süßes mitbringen, insbesondere für die hochwertigen Rohstoffe, die wir täglich verarbeiten dürfen. Das frühe Aufstehen gehört teilweise dazu, aber im Vergleich zu Bäckern ist unser Zeitplan immer noch recht human. Wir versuchen, uns an die Bedürfnisse unserer Mitarbeiter anzupassen und bieten sonst auch Spätschichten an.
Hast du einen Tipp für alle, die noch nicht wissen, was sie später mal arbeiten möchten?
Mein Tipp für diejenigen, die noch nicht wissen, welchen beruflichen Weg sie einschlagen möchten, ist, ihre Leidenschaften zu erkunden und sich Zeit zu nehmen, verschiedene Berufsfelder auszuprobieren. Manchmal findet man seine Berufung erst nachdem man verschiedene Erfahrungen gesammelt hat.