Handwerk hat Lust auf Klimaschutz

Handwerksbetriebe unterstützen beim Klimaschutz, brauchen aber Bürokratie- und Kostenentlastung.

Handwerksbetriebe fördern und unterstützen Maßnahmen in der Region zum Klimaschutz. So zum Beispiel Wärmedämmung, Heizungserneuerung oder Erneuerung der Fenster. Dies würde im Kammergebiet zum Beispiel von 160 Klempnern, fast 1.000 Installateur und Heizungsbauern und rund 70 Glasern umgesetzt. „Unsere Betriebe zeigen eine klare Bereitschaft, in emissionsarme Produkte und Dienstleistungen zu investieren und klimaschutzwirksame Kaufanreize zu schaffen. Dabei dürfen sie selbst aber nicht mit zusätzlichen Kosten und Bürokratie belastet werden“, sagt Dr. Tobias Mehlich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Ulm. Die Bundesregierung habe mit der steuerlichen Sanierungsförderung bereits einen ersten Schritt getan. Diese müsse nun aber auch kommen und müssen von einer Entbürokratisierung begleitet werden, sonst gelte: Bürokratie verhindert Klimaschutz.

Handwerksbetriebe leiden bei der Installation neuer energiesparender Systeme, neuer moderner Heizungsanlagen oder auch Haussteuerungen oder Dämmungen unter einem immer größer werdenden bürokratischen Aufwand. „Handwerker lieben es, die modernste Technik installieren zu können, die auch die besten Klimawerte erzielt. Aber manches Renovierungsprojekt dauert 200 Stunden und 100 Stunden davon sind reiner Papierkram. Das ist das falsche Verhältnis“, so Mehlich. So macht man dem Verbraucher keine Lust auf Investitionen in Klimaschutz, weil die Bürokratie es für ihn teuer macht und dem Handwerksbetrieb auch nicht.

Es braucht eine höhere Akzeptanz von Instrumenten zur CO2-Bepreisung. Dazu ist es erforderlich, die Betriebe zugleich mit spürbarer Entlastung etwa bei der Stromsteuer und der EEG-Umlage zu verbinden und Betriebe zu entlasten. Letztere macht rund ein Viertel des Strompreises aus. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz benachteiligt auch über die EEG-Umlage weiterhin kleine und mittlere Handwerksbetriebe. Diese soll 2020 noch weiter erhöht werden. Eine beispielhafte Rechnung für das Gebiet der Handwerkskammer Ulm zeigt, dass die knapp 300 Bäcker im Kammergebiet 510 bis 4.200 Euro von ihrem Gewinn für die EEG-Umlage zahlen müssen. Das entspricht dem Verkaufswert von fast 11.000 Brötchen. Die rund 790 Schreinerbetriebe im Kammergebiet rechnen nach der beispielhaften Rechnung mit einer Spanne von 170 bis rund 1.800 Euro vom Gewinn. Bei rund 30 Müllern im Kammergebiet sind es sogar zwischen 3.100 und 4.300 Euro. Dies ist bei der zukünftigen Ausgestaltung zu berücksichtigen.

Eine vom deutschen Handwerk durchgeführte Umfrage zeigt, dass Klimaschutz für 98 Prozent der Handwerksbetriebe eine große Bedeutung hat. Die Umfrageergebnisse zeigen darüber hinaus aber auch, dass Handwerksbetriebe die Initiativen und Maßnahmen der Bundesregierung nur unzureichend kennen. Wenn die Aufklärungskampagnen sowie Fördermaßnahmen den Betrieben bekannt sind, wird das Potenzial dieser Instrumente voll ausgeschöpft. Die Handwerkskammer Ulm berät ihre Betriebe mit einer eigenen Umwelt- und Energieberatung, um Handwerksbetriebe zu optimieren.