Handwerkskammer Ulm fordert weitere Nachbesserungen für das regionale Handwerk – Handwerksbetriebe brauchen Zugang zu Zuschussprogrammen – Kostensteigerungen können laut Umfrage nicht weitergegeben werden
Die Handwerkskammer begrüßt grundsätzlich die Vorschläge der Gas- und Wärmekommission. Die angedachten Entlastungen gehen in die richtige Richtung. Sie wirken aber laut Kammer nach den aktuellen Planungen zu spät und gehen nicht weit genug, um Betriebsschließungen und einer nachgelagerten Insolvenzwelle vorzubeugen. „Der angekündigte Gaspreisdeckel ist an sich ein wirksames Instrument für unsere Betriebe. Aber die Handwerksbetriebe brauchen die Preisbremse jetzt, nicht erst im kommenden März. Es gibt überhaupt keine Zeit zu vergeuden“, betont Dr. Tobias Mehlich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Ulm. Die Handwerkskammer Ulm und die weiteren Kammern im Land hatten diesen Vorschlag einer Energiepreisbremse bereits im August aufgebracht und an die Politik herangetragen.
Einmalzahlungen reichen für energieintensive Handwerksbetriebe nicht aus
Insbesondere für energieintensive Handwerksbetriebe ist es in der aktuellen Situation der steigenden Kosten schwierig, die Liquidität in den Betrieben zu halten. Einmalzahlungen sind daher für Lebensmittelhandwerke, wie Bäckereien oder Metzgereien, Mühlen, Textilreiniger und Kfz-Werkstätten nicht ausreichend, um die Existenz und damit Arbeits- und Ausbildungsplätze zu sichern. Zu den energieintensiven Handwerksbetrieben gehören im Kammergebiet zwischen Ostalb und Bodensee mehr als 2.000 der insgesamt rund 20.000 Betriebe, davon allein knapp 300 Bäckereien und mehr als 400 Metzgereien. Deshalb brauche es neben der zeitnahen Preisbremse auch Härtefallhilfen für das Handwerk. Auch Handwerksbetriebe brauchen Zugang zu den Zuschussprogrammen, wenn sie energieintensiv sind und sich ihre Energiekosten im Vergleich zum Vorjahr vervielfacht haben. So könnten die Betriebe die Zeit bis zum Greifen der Gasbremse überbrücken. „Die schwierige Situation vieler regionaler Handwerksbetriebe scheint von der Expertenkommission nicht in vollem Umfang erkannt worden zu sein. Hier muss die Politik jetzt zügig nachbessern“, sagt Mehlich.
Energiekosten im Durchschnitt um 62 Prozent gestiegen
Dass auch an sich gesunde Handwerksbetriebe aufgrund ihrer Energiekosten in Schieflage geraten können, unterstreicht eine Umfrage unter den Handwerksbetrieben in Deutschland. Bei 88 Prozent der Handwerksbetriebe sind die Energiekosten seit Jahresbeginn 2022 gestiegen. Im Mittel sind die Energiekosten für diese Betriebe dabei um 62 Prozent angestiegen. In den Lebensmittel- und den Kfz-Handwerken liegen die Kostensteigerungen bei 96 bzw. 84 Prozent. Diese starken Kostenanstiege können 4 Prozent der Betriebe unmittelbar und vollumfänglich an ihre Kunden weitergeben und so ihre Gewinnmargen stabil halten. 70 Prozent können ihre gestiegenen Kosten nur zum Teil weitergeben, d.h. es geht zu Lasten eines Gewinns.