Förderprogramm für Handwerksbetriebe bei der Umsetzung von Digitalisierungsprojekten – Studienergebnisse des „Digitalisierungsbarometer“ im Handwerk veröffentlicht
In den Landkreisen im Gebiet der Handwerkskammer Ulm stehen die Handwerksbetriebe der Digitalisierung mehrheitlich offen gegenüber und treiben sie bei sich voran. Die Studie Digitalisierungsbarometer hat in den Handwerksbetrieben vier Komponenten erforscht: Betriebsführung und -entwicklung, Vermarktung, Geschäfts- und Verwaltungsprozesse sowie Leistungserbringung. Fest steht: Die Handwerksbetriebe sehen in der Digitalisierung deutlich mehr Chancen als Risiken. Je jünger und gebildeter ein Betriebsinhaber, desto digital affiner ist er und wendet auch digitale Lösungen im Arbeitsalltag an – das ist eines der Ergebnisse des Forschungsprojekts ‚Digitalisierungsbarometer für das Bau- und Ausbauhandwerk in Baden-Württemberg‘, an dem sich die Handwerkskammern des Landes beteiligt haben im Rahmen der „Zukunftsinitiative Handwerk 2025“. „Viele Handwerkerinnen und Handwerker in unserer Region sind und arbeiten digitaler, als man denkt. So stehen viele Betriebe mit ihren Kunden, Lieferanten, Steuerberatern oder Betriebsprüfern in unmittelbarem Austausch über elektronische Systeme. Das bietet auch viele Chancen und Möglichkeiten der Kosteneinsparung für die Betriebe“, sagt Markus Jehle, Beauftragter für Innovation und Technologie der Handwerkskammer Ulm.
Digital miteinander arbeiten
Entscheidend für den Grad der Digitalisierung eines Betriebs ist das Alter der Inhaber, ihr Bildungsniveau und ihre Einstellung sowie die Betriebsgröße. Ein zentrales Ergebnis der jetzt abgeschlossenen Studie: Je größer ein Betrieb ist, desto höher liegt auch der Digitalisierungsgrad. Der Strukturwandel im Handwerk macht insbesondere kleineren, familiengeführten Handwerksbetriebe zu schaffen. Viele dieser Betriebe stehen mittelfristig vor einer Betriebsübergabe oder vor der Entscheidung für notwendige Investitionen in ihren Betrieb. Damit diese Betriebe und die Kompetenzen sowie die handwerklichen Fähigkeiten und Kenntnisse nicht verloren gehen, hat die Handwerkskammer Ulm das Zentrum für Betriebsnachfolge (ZEN) zur Unterstützung installiert. Aktuell stehen rund 2.800 Betriebe im Gebiet der Handwerkskammer Ulm altersbedingt zur Übergabe an: davon allein 580 im Ostalbkreis, 226 im Landkreis Heidenheim, 413 im Alb-Donau-Kreis, 193 im Stadtkreis Ulm, 389 im Landkreis Biberach, 605 im Landkreis Ravensburg und 405 Handwerksbetriebe im Bodenseekreis. Es gilt also, vor allem die kleinen Betriebe noch stärker bei der Umsetzung von Digitalisierungsmaßnahmen zu unterstützen und zu fördern.
Förderprogramme zur Digitalisierung nutzen
Das Förderprogramm „Digitalisierungsprämie Plus“ des Landeswirtschaftsministeriums ist gestartet. Der Mittelstand, also kleine und mittlere Unternehmen (KMU) mit bis zu 500 Beschäftigten, werden mit insgesamt rund 66 Millionen Euro gefördert über das Programm des Wirtschaftsministeriums des Landes. Gefördert werden – neben den notwendigen Schulungen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – konkrete Digitalisierungsprojekte im Betrieb sowie Maßnahmen, die die IT-Sicherheit verbessern. Davon können auch die Handwerksbetriebe in der Region profitieren. „Das Förderprogramm wird gerade stark nachgefragt. Das Land Baden-Württemberg greift damit in direkter Weise kleinen und mittelständischen Betrieben unter die Arme und beschleunigt die Digitalisierungsanstrengungen im Ländle“, so Jehle. Viele Handwerksbetriebe arbeiten im Alltag bereits mit digitalen Lösungen – ob Baustellendokumentationen über Smartphone oder Tablet, CAD-Planung, 3D-Visualisierung, Einsatz von Drohnen oder elektronisches Führen von Werkzeug- und Materiallisten. Jehle weiter: „Auch in vielen Handwerksbetrieben sind jetzt schon digitale Prozesse Standard. Unsere Betriebe arbeiten zunehmend mit neuen Technologien und Medien und nutzen digitale Anwendungen. Dies betrifft beispielsweise die Buchführung, Auftragsmanagement, Bestellwesen und Betriebsmittelverwaltung.“
Hintergrundinformationen zur Studie:
Das Projekt ist im Rahmen der „Zukunftsinitiative Handwerk 2025“ entstanden, die vom Baden-Württembergischen Handwerkstag (BWHT) und dem Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau getragen wird. Das „Digitalisierungsbarometer“ hat den Digitalisierungsgrad der Bau- und Ausbauhandwerke im Land untersucht: Der Gesamtdigitalisierungsgrad in Baden-Württemberg liegt bei 35 von 100 möglichen Punkten. Die Ergebnisse stehen exemplarisch für 613 Zimmerer, 92 Dachdecker, 787 Schreiner, 921 Installateure und Heizungsbauer, 631 Maler und Lackierer, 365 Stuckateure, 1.156 Elektrotechniker, 120 Informationstechniker und 849 Fliesenleger im Gebiet der Handwerkskammer Ulm von der Ostalb bis zum Bodensee. Für die Studie wurden insgesamt über 1.800 Betriebsinhaber befragt.