Hohe Energiekosten machen Handwerksbetrieben weiter zu schaffen

Liquidität in den Betrieben zwischen Ostalb und Bodensee sichern – bessere Rahmenbedingungen für Investitionen in Klimaschutz und Digitalisierung gefordert

Ein Lackierer in Arbeitskleidung besprüht ein Autoteil.
Foto: amh-online.de

Zu Beginn dieses Jahres wurde der Anstieg der Energiekosten in den regionalen Handwerksbetrieben nicht gestoppt. Im Gegenteil: Viele Betriebe im Gebiet der Handwerkskammer Ulm, die im vergangenen Jahr noch über Bestandsverträge mit niedrigen Bezugspreisen für Strom und Erdgas verfügten, müssen seit Januar deutlich höhere Kosten tragen. Das geht aus der jüngsten Betriebsbefragung zu den Auswirkungen der anhaltenden Krisensituation im Ulmer Kammergebiet hervor. So meldet jeder zweite befragte Handwerksbetrieb auch für die ersten Wochen des Jahres 2023 einen deutlichen Anstieg der Energiekosten, teils um das Vielfache. Von überdurchschnittlich hohen Kostenanstiegen sind dabei insbesondere die energieintensiven Lebensmittel- und Kfz-Handwerke betroffen. Die höheren Preise für Einkauf und Nutzung von Strom und Gas legen die Energieversorger auf die Verbraucher um. Die Handwerksbetriebe geben an, dass Bezugspreise zuletzt erhöht oder Verträge gekündigt wurden. Rund zwei von drei Betrieben berichten von Preiserhöhungen durch Strom- und Gasversorger. „Die Gas- und Strompreisbremsen sind ein gutes und einfaches Instrument, vor Preisexplosionen zu schützen. Trotzdem bleiben erhebliche Mehrbelastungen für unsere Handwerksbetriebe. Und wir müssen aufpassen, dass die Energieanbieter bei irgendwann greifenden Bremsen nicht deutliche Mitnahmeeffekte bei sich einfahren. Die Preise gehen auf dem Energiemarkt runter und genau das wollen auch unsere Betriebe jetzt von den Energieversorgern haben“, so Dr. Tobias Mehlich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Ulm.

Die weiterhin hohe Energiekostenbelastung schlägt sich auch auf die Umsätze im regionalen Handwerk nieder und führt in vielen Handwerksbetrieben zu einer nach wie vor angespannten Liquiditätslage. Insgesamt ist der Anteil der Betriebe, die von Liquiditätsengpässen betroffen sind, noch immer deutlich höher als vor Kriegsausbruch. Das liegt vor allem daran, dass die Betroffenen die gestiegenen Kosten im aktuell schwachen Konjunkturumfeld und durch die sinkende Kaufkraft der Verbraucher nicht vollumfänglich weitergeben können. „Insbesondere für unsere energieintensiven Gewerke ist es in der aktuellen Situation mit den weiterhin steigenden Energiekosten schwierig, die Liquidität in den Betrieben zu halten. Dabei müssen wir die Priorität jetzt genau darauf setzen, ebendiese liquiden Mittel sicherzustellen“, sagt Mehlich.

Politik muss Rahmenbedingungen für Investitionen verbessern
Zusätzlich zu den belastenden Energiekosten, mit denen die Handwerksbetriebe derzeit konfrontiert werden, muss das regionale Handwerk auch Transformationsprozesse bewältigen. Dazu gehören beispielsweise Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Bei den hierfür notwendigen Investitionen könnte die Politik Abhilfe schaffen, indem sie die entsprechenden Rahmenbedingungen verbessert. So wünscht sich jeder vierte befragte Betrieb zur Förderung ihrer Investitionstätigkeiten Sonderabschreibungen für Wirtschaftsgüter, die dem Klimaschutz dienen. Knapp jeder fünfte Betrieb spricht sich für Sonderabschreibungen für digitale Wirtschaftsgüter aus.