42,3 Millionen Euro Soforthilfe fürs Handwerk zwischen Ostalb und Bodensee – weitere, vorsichtige und logisch strukturierte Öffnung für‘s Wirtschaften angemahnt
Seit nun vier Wochen können Handwerksbetriebe mit Liquiditätsengpässen aufgrund der Corona-Krise bei der Handwerkskammer Ulm Soforthilfe-Zuschüsse von Land und Bund abrufen. Bisher haben 6.621 Handwerker der insgesamt 19.500 Handwerksbetriebe zwischen Ostalb und Bodensee diese Hilfe beantragt. 83 Prozent der Soforthilfeanträge kommen von kleinen Betrieben mit bis zu fünf Mitarbeitern. 9 Prozent von Betrieben mit bis zu 10 Mitarbeitern und 8 Prozent von Betrieben mit bis zu 50 Mitarbeitern. Die Handwerkskammer Ulm hat 5.855 Anträge bereits verarbeitet, geprüft und ggf. zur Auszahlung an die L-Bank empfohlen bzw. abgelehnt. Rund 4.200 davon sind bereits der L-Bank zur Zahlung empfohlen worden. Damit wurde eine Fördersumme von 42,3 Millionen Euro für die Handwerksbetriebe der Region zur Auszahlung vorbereitet. „Die Politik hat die Gratwanderung zwischen dem Gesundheitsschutz und der Vermeidung eines gesamtwirtschaftlichen Desasters verantwortungsvoll gemeistert. Wir begrüßen den Wiedereinstieg ins Wirtschaften. Nun wird entscheidend sein, dass es für das schrittweise Hochfahren des Landes einheitliche und klare Regelungen und Termine gibt, die schnell und transparent kommuniziert werden“, sagt Dr. Tobias Mehlich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Ulm.
Die Handwerkskammer Ulm wünscht sich von der Politik Maßnahmen für eine weitere, vorsichtige, logisch strukturierte Öffnung der Wirtschaftsbereiche. Handwerksbetriebe können ihrem Geschäft nachgehen und dabei die Vorgaben zu Hygienemaßnahmen und Abstand einhalten. Die Kosmetiker des Landes verstünden aktuell die Logik nicht, weshalb sie ihre Arbeiten nicht erbringen dürften, Friseure aber schon, obgleich sie doch ebenso den Gesundheitsschutz sicherstellen könnten. „Wirtschaften und Arbeiten geht, aber wir müssen es verantwortungsvoll gestalten. Ein zweiter Lockdown wäre für unsere Handwerksbetriebe ein heftiger Schlag, sicher schlimmer als der Erste. Aber wir müssen das Wirtschaften wieder möglich machen und auch schrittweise ausdehnen. Wir brauchen dafür eine Perspektive, wann wir die neue Normalität bearbeiten können“, betont Mehlich.
Gleichzeitig setzt sich die Handwerkskammer Ulm für einen Ausbildungsbonus ein, solange Betriebe kein Kurzarbeitergeld für Auszubildende erhalten. Das Land soll die Ausbildungsbetriebe mit einem Zuschuss unterstützen, indem es für Lehrlinge in Betrieben mit Kurzarbeit in den ersten sechs Wochen die Vergütung seitens des Landes übernimmt. Andere Länder wie beispielsweise Sachsen stützen ihre Ausbildungsbetriebe bereits damit. Mehlich: „Wir dürfen in dieser Krise nicht die Auszubildenden und ihre Betriebe vergessen. Sonst nimmt das duale System Schaden.“
Die Handwerkskammer Ulm setzt sich für eine Erweiterung der KfW-Schnellkredite auch auf Betriebe mit weniger als zehn Mitarbeitern ein. Die Soforthilfe war zunächst auf drei Monate angelegt, aber es ist davon auszugehen, dass diese Krise und die Beeinträchtigung der Betriebe länger dauert. „Die Soforthilfe ist eine wirksame und wichtige Maßnahme. Jetzt müssen wir die Weichen stellen, wie es nach drei Monaten weitergeht. Wir müssen jetzt Investitionsfonds für die Infrastruktur des Landes aufbauen, damit die Konjunktur stimuliert und gestützt wird. Und das in möglichst kluge Felder: insbesondere Investitionen für Klimaschutz, Energieeffizienz und Digitalisierung“, findet Mehlich, und betont weiter: „Diskussionen um Haushaltssperren im Land oder in den Kommunen sind falsch und kontraproduktiv. Wer bei seinen Ausgaben jetzt spart, sorgt dafür, dass beim anderen weniger ankommt. Gemeinsam Wirtschaften ist das beste Konjunkturprogramm, das die Menschen und Beschäftigten mitnimmt und die Ausstattung des Landes verbessert.“