Aufträge stärken durch Ausbau des Handwerker-Bonus

Handwerkskammer Ulm überlegt Maßnahmen zur Wiederbelebung der Wirtschaft – Bürokratie-Moratorium gefordert

Die Handwerkskammer Ulm fordert in der aktuellen Corona-Krise einen zeitlich befristeten Steuerbonus für die Verbraucher. Wer Handwerker beauftragt, soll diese Kosten direkt von der Steuerlast absetzen durch einen eigenständigen Bonus mit Höchstbetrag von 12.000 Euro auf nicht allein haushaltsbezogene Leistungen. Die steuerliche Absetzbarkeit von Handwerkerleistungen gibt es bereits, allerdings nur 20 Prozent der Arbeits- und Fahrtkosten, maximal bis 1.200 Euro pro Jahr auf haushaltsbezogene Leistungen. Der Bonus soll die private Nachfrage stimulieren und die handwerkliche Wirtschaft stützen. „Aufträge sind das beste Konjunkturprogramm. Sie haben den netten Nebeneffekt, dass der Kunde seine gewünschte Gegenleistung erhält. Das bekannte Instrument des Handwerkerbonus ist erprobt und bestens geeignet die Krise abzumildern“, so Dr. Tobias Mehlich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Ulm.  

Durch den Bonus mit einem Höchstbetrag von 12.000 Euro würde der private Konsum gestärkt werden. Diese Summe nämlich sollen Bürger maximal steuerlich absetzen können – und zwar nicht nur für haushaltsbezogene Dienste, die schon jetzt steuerlich gefördert werden, sondern auch darüber hinaus. Ein Teil der handwerklichen Betriebe kämpft um seine Existenz. In einer Blitzumfrage der Handwerkskammer hatten 15 Prozent der Betriebe deutlich gemacht, dass sie in den nächsten zwei Monaten ohne weitere Aufträge in finanzielle Schwierigkeiten geraten würden. Die Handwerkskammer Ulm verweist darauf, dass durch ein Verschwinden von Betrieben in vielen Regionen die Nahversorgung der Bevölkerung mit handwerklichen Leistungen nicht mehr gewährleistet sein könne. „Es ist jetzt die Zeit, private und auch öffentliche Aufträge zu ermöglichen und anzureizen. Das ist besser als reine Finanzspritzen, für die es keine Gegenleistung gibt. Wir brauchen gleichzeitig eine Modernisierung unserer Infrastruktur in vielen Bereichen wie Klima, Energieeffizienz oder Digitalisierung“, so Mehlich. „Es braucht Investitionsanreize statt Haushaltssperren“, betont Mehlich. Dies bedeute, dass Kommunen wie auch private Haushalte wieder Aufträge vergeben sollten – also Wachstumsimpulse setzen.  

In einer deutschlandweiten Umfrage unter Handwerksbetrieben hat mehr als jeder zweite Handwerksbetrieb angegeben, mit Auftragsstornierungen zu kämpfen (56 Prozent). 74 Prozent sprechen von Umsatzrückgängen. Die Umsätze der betroffenen Betriebe sind um durchschnittlich 55 Prozent zurückgegangen. Aktuell melden 56 Prozent der Betriebe von stornierten Aufträgen. Am höchsten waren die Anteile von Betrieben, die Auftragsstornierungen zu verzeichnen hatten, in den Lebensmittel- (86 Prozent), den persönlichen Dienstleistungs- (75 Prozent) und den Kfz-Gewerken (67 Prozent). Weiterhin vergleichsweise gering bleibt er in den Bauhauptgewerken (39 Prozent). Gegenüber der Handwerkskammer Ulm berichten immer mehr Unternehmen davon, dass auch die öffentliche Hand bereits Aufträge storniert bzw. verschiebt.  

Stufenweise und behutsam das wirtschaftliche und soziale Leben wieder hochfahren – Wer Hygiene- und Gesundheitsschutz leisten könne, dem könne man das Wirtschaften nicht versagen. Dafür plädiert das regionale Handwerk. Denn ein zweiter Lockdown würde viele Handwerksbetriebe in ihrer Existenz bedrohen. Zudem plädiert die Handwerkskammer Ulm für ein Bürokratie-Moratorium und verweist auf hohe Bürokratiekosten für die Betriebe wie zum Beispiel Umsatzsteuervoranmeldung, Lohnsteueranmeldungen, Solidaritätszuschlag oder Gewerbesteuer. „Es darf jetzt keine neuen Lasten durch neue Bürokratien geben. Dieses Moratorium kostet die Allgemeinheit nicht mal Geld. Und zudem: Wir können die Krise dazu nutzen, unsere Bürokratielasten und Regulierungen auf Sinnhaftigkeit zu testen. Was wir in der Krisensituation nicht zur Steuerung brauchen, können wir prüfen und ggf. dauerhaft weglassen“, findet Mehlich.