Finanzielle Unterstützung zur berufsbegleitenden Weiterbildung weiterhin unzureichend.
30 junge Menschen aus dem Kammergebiet haben in 2018 auf Vermittlung der Handwerkskammer Ulm ein Stipendium für berufsbegleitende Weiterbildung erhalten. „Es bleibt eine Ungerechtigkeit, die die Politik derzeit nicht imstande ist, zu beenden: Warum ist studentische Ausbildung kostenfrei und berufliche Bildung eben nicht? Deshalb haben wir im letzten Jahr zwar knapp 130.000 Euro an Stipendien vergeben, die diese Ungerechtigkeit ein wenig ausgleichen soll“, so Joachim Krimmer, Präsident der Handwerkskammer Ulm. „Auch im Handwerk gibt es Begabte und besonders Fähige, die wir für die perfekte Versorgung unserer Bevölkerung brauchen. Allerdings sind die Summen, die unser Staat dafür ausgibt, lange nicht vergleichbar zu den Summen der akademischen Begabtenförderung. Wir würden und müssen das steigern.“
Voraussetzungen für dieses berufsbegleitende Stipendium sind: Erfolgreich bestandener Gesellenbrief, jünger als 25 Jahre und der Wille im handwerklichen Berufsleben weiter durchzustarten. Rund ein Drittel der Stipendiaten waren dabei 2018 weiblich, zwei Drittel männlich. Darunter sind beispielsweise Zimmerer, Schreiner, Maurer oder Schneider. Innerhalb des Förderzeitraums sind pro geförderter Person Zuschüsse von insgesamt 7.200 Euro für beliebig viele förderfähige Weiterbildungen vergeben worden.
Eine Bewerbung ist mit dem Nachweis der erforderlichen Bedingungen online möglich. Im Anschluss erfolgt ein Auswahlverfahren. Mit dem Stipendium werden jungen Handwerkerinnen und Handwerkern bis zu drei Jahre fachliche oder fachübergreifende Weiterbildungen finanziert. Hierunter fallen Maßnahmen zum Erwerb fachbezogener beruflicher Qualifikationen, Vorbereitungskurse auf Prüfungen der beruflichen Aufstiegsfortbildung, z. B. Meister, Techniker, Betriebswirt oder Fachwirt, Seminare zum Erwerb fachübergreifender und sozialer Kompetenzen, z. B. Fremdsprachen, EDV, Rhetorik, Mitarbeiterführung, Konfliktmanagement oder berufsbegleitende Studiengänge, die auf der Ausbildung oder der Berufstätigkeit aufbauen.
Oliver Hörsch aus Neenstetten hat 2014 erfolgreich seine Gesellenprüfung zum Feinwerkmechaniker mit der Note 1,9 abgelegt und wurde 2. Kammersieger. „Nach meiner Ausbildung wollte ich mich weiterbilden und weiterentwickeln. Außerdem habe ich schon immer von einer Führungsposition geträumt“, sagt Hörsch. Deshalb entschied er sich für den Karriereweg Meister. Während er seine Meisterausbildung in Vollzeit absolvierte, reichte er Belege von Prüfungsgebühren, Material und Kursgebühren ein. Mit dem Förderhöchstsatz holte sich Hörsch den Meistertitel: „Das Stipendium war für mich zugleich Entlastung und Unterstützung. Außerdem gab es mir einen großen Ansporn, so jung meinen Meister zu machen.“ Heute arbeitet er wieder in seinem Ausbildungsbetrieb und führt eine Abteilung.
Die Mittel für das Stipendium stellt das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) zur Verfügung.
Für weitere Informationen und alle Downloads für die Bewerbung finden Sie hier und unter www.sbb-stipendien.de/sbb.html. Der Antrag auf Aufnahme für den 1. Juli 2019 muss bis spätestens 31. Mai 2019 bei der Handwerkskammer vorliegen.
Für Oliver Hörsch war die finanzielle Förderung Unterstützung und Entlastung, sich beruflich in seinem Handwerk weiterzuentwickeln. (Bild: Oliver Hörsch)