Berufliche Bildung soll zukünftig weiter gestärkt werden durch Berufsbildungsgesetz, InnoVET und duale Studiengänge.
Der Bundestag hat die Novelle des Berufsbildungsgesetzes (BBiG) beschlossen. Damit werden drei international verständliche Fortbildungsstufen gültig: Geprüfter Berufsspezialist, Bachelor Professional, Master Professional. „Damit wird endlich deutlich, dass sich etwa Handwerksmeisterinnen und -meister in Bezug auf ihr Qualifikationsniveau auf Augenhöhe mit den akademischen Bachelorabsolventen befinden. Das stärkt die berufliche Bildung und die Gleichwertigkeit akademischer und beruflicher Bildung“, sagt Dr. Tobias Mehlich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Ulm. Gleichzeitig fordert das Handwerk, die international mit hoher Wertschätzung belegte Qualifikationsbezeichnung ‚Meister‘ keinesfalls zu verdrängen.
Eine Möglichkeit, berufliche und akademische Karrierewege zu vereinen, ist das Biberacher Modell. Derzeit nutzen über 60 Azudenten in mehreren handwerklichen Studiengängen die Möglichkeit, Gesellen- wie auch Ingenieurtitel nebeneinander zu erhalten. Mit dem Ziel Bauingenieur Plus arbeiten und studieren aktuell ein Baugeräteführer, zwei Beton- und Stahlbetonbauer, 16 Maurer, ein Schreiner, zehn Straßenbauer, zwei Stuckateure und 19 Zimmerer. Zum Energie-Ingenieur qualifizieren sich aktuell 13 Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik. Mehlich: „Die jungen Menschen haben neben den gelernten Inhalten die Möglichkeit, diese direkt in der Praxis anzuwenden und können sich andererseits Studieninhalte direkt vor Augen führen durch die bereits absolvierte Praxiserfahrung.“ Die Qualifikation erlaubt die fachliche Spezialisierung, aber auch die Vorbereitung für eine spätere Führungsposition bis hin zur Betriebsübernahme. Dies wirkt dem Fachkräftemangel entgegen. Denn bis 2030 werden zehnmal mehr Menschen mit einer beruflichen Ausbildung gebraucht als akademische.
Das Handwerk bietet attraktive Karrieremöglichkeiten zu jedem Zeitpunkt der eigenen Laufbahn – auch nach dem Meister. Dafür hat die Handwerkskammer Ulm das Konzept „Innovative Exzellenzqualifikation Handwerk DQR 4-7“ beim Innovationswettbewerb „Zukunft gestalten – Innovationen für eine exzellente berufliche Bildung“ (kurz InnoVET) des Bundesministeriums für Bildung und Forschung entwickelt. Handwerkerinnen und Handwerker können sich damit beruflich stetig weiterbilden, ohne auf die akademische Laufbahn wechseln zu müssen.