Betriebsnachfolge im Handwerk: Gute Chancen für Gründerinnen und Gründer

Herausfordernde Nachfolgesuche erwartet – 17 Prozent der Betriebe im Gebiet der Handwerkskammer Ulm stehen altersbedingt zur Übergabe an – Versorgung der Bürger in der Region sicherstellen

Zwei Dachdecker bei der Arbeit.

Mehr als 3.400 der insgesamt über 20.000 Handwerksbetriebe zwischen Ostalb und Bodensee stehen in den kommenden Jahren altersbedingt zur Übergabe an – das sind gut 17 Prozent aller Betriebe dieser Region. Dieser Wert könnte sich in den nächsten Jahren noch weiter erhöhen: Denn viele Inhaberinnen und Inhaber aus geburtenstarken Jahrgängen gehen demnächst in den Ruhestand und sind deshalb auf Nachfolgersuche. Scheitert die Betriebsübergabe, so hat das auch Auswirkungen auf die regionale Versorgung der Bevölkerung mit wichtigen Handwerksleistungen. Dadurch kann ein großer Schaden entstehen. „Viele Handwerksbetriebe im Kammergebiet suchen in den nächsten Jahren junge und mutige Chefinnen und Chefs. Gründern und Nachfolgern stehen jetzt alle Türen offen“, so Dr. Tobias Mehlich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Ulm.

Im Ulmer Kammergebiet versorgt ein Handwerksbetrieb durchschnittlich 74 Einwohner. In den einzelnen Regionen sehen die Zahlen wie folgt aus: Im Landkreis Biberach versorgt ein Betrieb 74 Einwohner, im Bodenseekreis 78, im Landkreis Heidenheim 84, im Ostalbkreis 75, im Kreis Ravensburg 65, im Stadtkreis Ulm 89 und im Alb-Donau-Kreis werden im Schnitt 69 Bürgerinnen und Bürger von einem Betrieb versorgt. Doch die Handwerkerdichte könnte sich insbesondere im ländlichen Raum merklich verringern, wenn sich für eine Vielzahl der zur Übergabe stehenden Betriebe kein passender Nachfolger findet.

In der ersten Jahreshälfte 2023 konnte das Handwerk in der Region insgesamt ein Plus von 214 Betrieben verzeichnen. Die Zahl der Handwerksbetriebe im Ulmer Kammergebiet wächst also weiter. „Das Handwerk bietet Perspektiven und ist gefragt. Für Betriebsgründer oder -übernehmer stehen die Chancen derzeit so gut wie lange nicht, sich einen passenden Betrieb auszusuchen“, sagt Mehlich. Um potenzielle Übergeber und Übernehmer zusammenzubringen, hat die Handwerkskammer Ulm im Jahr 2015 das Zentrum für Betriebsnachfolge (ZEN) gegründet. Seither sind insgesamt mehr als 1.500 Betriebsübergaben erfolgreich betreut worden. Die Erfolgsquote bei vom ZEN vermittelten und begleiteten Betriebsübergaben liegt bei rund 50 Prozent. Eine geregelte Betriebsübergabe dauert erfahrungsgemäß drei bis fünf Jahre. Eine frühzeitige Eintragung in die Betriebsbörse der Handwerkskammer Ulm erhöht die Chance, einen Nachfolger zu finden. Aktuell befinden sich über 200 Inserate in der Börse.

Eine wichtige Unterstützung für die Nachfolgersuche ist auch die Meistergründungsprämie. Die finanzielle Unterstützung wurde 2020 eingeführt, um Jungmeisterinnen und -meistern den Schritt in die Selbstständigkeit zu erleichtern. Wer seinen Meisterbrief in der Tasche hat und sich innerhalb von 24 Monaten selbständig macht, profitiert von der Startfinanzierung des Landes in Höhe von bis zu 10.000 Euro. Neben der Neugründung werden auch die Übernahme eines bestehenden Betriebs oder die Betriebsbeteiligung gefördert.



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