Ehrenhauptgeschäftsführer Erich Dittus verstorben

Er führte 24 Jahre lang die Handwerkskammer Ulm – ein gefragter Gesprächspartner der Politik zwischen Bodensee und Ostwürttemberg

Dr. Erich Dittus ist am vergangenen Samstag im Kreise seiner Familie im Alter von 91 Jahren verstorben. Joachim Krimmer, Präsident der Handwerkskammer Ulm, würdigt die Verdienste des langjährigen Hauptgeschäftsführers: „Wir verlieren mit ihm einen Gestalter der handwerklichen Selbstverwaltung und einen wachen Begleiter unserer Betriebe. Mit Weitsicht hat er die Grundlagen gelegt für unsere heutige Handwerkskammer und das von ihr betreute Gebiet von der Jagst bis an den Bodensee.“

Dr. Dittus war von 1971 bis 1995 Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Ulm. Im Januar feierte der in Sigmaringen geborene Sohn eines Frisörmeisters seinen 91. Geburtstag. Dittus ist durch und durch ein politischer Kopf, der die Interessen des regionalen Handwerks strukturiert in die politische Meinungsbildung eingebracht hat. „Erich Dittus war auf allen politischen Ebenen Gesprächspartner für die Politik. Davon profitieren wir noch heute. Er genießt hohes Ansehen insbesondere im Politikbetrieb in Stuttgart,“ hält Krimmer fest. Die Handwerkskammer Ulm zählte im Jahr 1971 13.886 Mitgliedsbetriebe mit rund 7.000 Auszubildenden. Aktuell arbeiten zwischen Ostalb und Bodensee über 19.500 Handwerksbetriebe mit rund 8.000 Azubis.

Dittus hatte 1956 in Innsbruck promoviert und seine berufliche Laufbahn als Betriebsberater bei der Handwerkskammer des Saarlandes begonnen. Weitere Stationen sind neben der Referententätigkeit bei der Industrie- und Handelskammer Hochrhein auch ab 1968 die Stellvertretende Geschäftsführung und Abteilungsleitung bei der Landesgruppe Baden-Württemberg des Rationalisierungs-Kuratoriums der Deutschen Wirtschaft (RKW) e.V. in Stuttgart gewesen. In seine Zeit als Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Ulm ist die Neustrukturierung der Kammergebiete im Rahmen der Kreis- und Regionalreform gefallen. Seit 1974 setzt sich das Gebiet der Handwerkskammer Ulm aus sechs Landkreisen und einem Stadtkreis zusammen und ist damit die an Fläche größte und an Mitgliedsbetrieben mittlerweile zweitgrößte Kammer in Baden-Württemberg. Dittus hat zudem die handwerklichen Bildungsstätten in Ulm und Friedrichshafen erbaut. Dort werden mittlerweile jährlich rund 9.000 Weiterbildungswillige und Auszubildende in ca. 750.000 Teilnehmerstunden geschult. Seit 1979 ist auch die Schweißtechnische Lehranstalt amtlich anerkannt. Auf seine regelmäßige geschliffene Kolumne zur Wirtschaftspolitik aus handwerklicher Sicht in einer der größten deutschen Wirtschaftszeitungen, der Deutschen Handwerks-Zeitung (DHZ), warteten viele Leser über Jahre hinweg in jeder Ausgabe. Weiter hat Dittus in seiner Amtszeit die für Handwerksbetriebe kostenlosen Beratungsangebote bei der Kammer etabliert, darunter u.a. Technische – , Betriebswirtschaftliche- oder Rechtsberatung sowie Ausbildungsberatung.

Sich weiterentwickeln und zusammenarbeiten, auch über die nationalen Grenzen hinweg, war ein großes Anliegen von Dittus. So hat er die bestehenden Partnerschaften mit den Handwerkskammern in Frankreich und Polen aufgebaut. Seit 1976 findet jährlich ein Lehrlingsaustausch zwischen Ulm und dem französischen Angers statt. 1983 hat Dittus deshalb die Goldene Verdienstmedaille des französischen Handwerks erhalten. 1994 hat das polnische Handwerk seine Verdienste mit der Goldenen Ehrennadel gewürdigt. Durch die enge Zusammenarbeit ist in Olsztyn in politisch schwieriger Zeit Mitte der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts bereits ein Berufsbildungszentrum jenseits des Eisernen Vorhangs entstanden. 2010 hat ihn die polnische Handwerkskammer mit einem Eintrag in das Buch der Ehrenhaften Bürger für das Handwerk in Olsztyn geehrt. Außerdem hat Dittus im Jahr 1993 einen Partnerschaftsvertrag für ein Entwicklungshilfeprojekt in der Republik Niger unterzeichnet. „Er war ständig fürs Handwerk aktiv und so hat er das Handwerk auf seine Weise immer auch als Baumeister und Förderer eines neuen Europas und einer friedlichen Welt verstanden. Es war ihm wichtig, über die aktuellen Grenzen zu blicken und so hat er große Entwicklungen angestoßen,“ beschreibt Dr. Tobias Mehlich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Ulm. „Er war immer voller liebenswürdigem Optimismus und gescheiter Freundlichkeit, voller Ideen und Aktivität, auch als sein gesundheitlicher Zustand schwieriger wurde.“ Dittus hat mehrere Auszeichnungen erhalten, so u.a. 1980 das Bundesverdienstkreuz am Bande, 1986 das Handwerkszeichen in Gold des Zentralverbands des Deutschen Handwerks, 1990 die Wirtschaftsmedaille des Landes Baden-Württemberg, 1994 den Cicero-Redner-Preis und 1995 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse.

Die Handwerkskammer Ulm trauert um ihrem Ehrenhauptgeschäftsführer Dr. Erich Dittus und wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren. Unser Mitgefühl gilt seiner trauernden Familie.