986 Lehrstellen noch unbesetzt – Ausbildungsprämie für Handwerksbetriebe beschlossen
Im Gebiet der Handwerkskammer Ulm mit insgesamt rund 5.300 regelmäßig ausbildenden Handwerksbetrieben sind aktuell noch 986 Lehrstellen von der Ostalb bis zum Bodensee unbesetzt. Das sind mehr offenen Lehrstellen als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum: Ende Mai 2019 gab es 917 offene Ausbildungsstellen. Regional verteilt gibt es im Landkreis Ravensburg derzeit 240 offene Lehrstellen, im Ostalbkreis 211. Im Alb-Donau-Kreis sind 129, im Landkreis Biberach 200, im Landkreis Heidenheim 37, im Bodenseekreis 102 und im Stadtkreis Ulm momentan 67 Lehrstellen unbesetzt. Zu den Gewerken mit den meisten offenen Lehrstellen im Gebiet der Handwerkskammer Ulm gehören Elektroniker, Maurer, Zimmerer, Maler und Lackierer sowie Beton- und Stahlbetonbauer. „Wir können den Jugendlichen in jeder Region nahezu noch jeden Berufswunsch anbieten“, so Dr. Tobias Mehlich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Ulm zu den Chancen für Jugendliche zum Karrierebeginn im Handwerk.
Im regionalen Handwerk herrscht seit Beginn der Krise eine spürbare Verunsicherung, die dazu führt, dass einige Betriebe das Risiko einer Investition in die Ausbildung von jungen Menschen meiden. Diese Zurückhaltung steht vor allem in Zusammenhang mit den finanziellen Kosten einer Ausbildung und mangelnder Planungssicherheit in Zeiten von Corona. Doch auch in der Krise hat sich gezeigt, dass gut ausgebildete Fachkräfte Ausgangspunkt der Wirtschaftskraft des Handwerks sind. Die Handwerksbetriebe haben ihr Personal gehalten und wollen dies weiterhin tun, weil sie wissen, dass auch wieder andere, Nicht-Krisenzeiten kommen werden. Jetzt in die Ausbildung von jungen Menschen zu investieren, ist vorausschauend und klug. Coronabedingt sind die Bewerbungsverfahren zwischen Auszubildenden und Betrieben in den letzten Wochen und Monaten ausgefallen. Dadurch verschiebt sich in diesem Ausbildungsjahr der Abschluss vieler Lehrverträge nach hinten. Für interessierte Jugendliche ist gerade jetzt ein guter Zeitpunkt, sich um einen Ausbildungsplatz zu bewerben. „Das Handwerk ist ein guter und treuer Arbeitgeber. Wir werden bald wieder über Fachkräftebedarf sprechen. Das sind hervorragende Startbedingungen für junge Menschen“, so Mehlich.
Ausbildungsprämie kommt
Teil des Konjunkturprogramms der Bundesregierung ist auch die Unterstützung von Ausbildungsbetrieben. So erhalten beispielsweise kleine und mittlere Unternehmen, die trotz der Einschnitte durch die Corona-Krise weiter ausbilden, eine Förderung: Betriebe, die ihre Lehrstellenanzahl 2020 im Vergleich zu den letzten drei Jahren nicht verringern, haben nach bestandener Probezeit Anspruch auf eine Prämie von einmalig 2.000 Euro. Erhöhen Ausbildungsbetriebe in diesem Jahr die Lehrstellenanzahl, wird die einmalige Zuwendung sogar auf 3.000 Euro erhöht. Übernehmen Ausbildungsbetriebe einen Auszubildenden aus einem insolventen Betrieb, kann eine Übernahmeprämie beantragt werden. „Wer seinen Betrieb zukunftsfest machen will, der bildet jetzt aus. Die Gelegenheit ist günstig. Diese Ausbildungsleistung wird jetzt anerkannt und honoriert“, sagt Mehlich. Durch die angekündigte Ausbildungsprämie hat die handwerkliche Interessenvertretung einen wichtigen Impuls für Ausbildungsbetriebe und Jugendliche im Handwerk erreicht.