Regionalparlament des Handwerks setzt Zeichen für berufliche Bildung

Vollversammlung der Handwerkskammer Ulm stellt Weichen für Modernisierung der Bildungsakademie – erneute Beitragssenkung beschlossen – Ausbildungsbereitschaft der Betriebe wird wertgeschätzt und honoriert

Foto: Handwerkskammer Ulm

Die Handwerkerinnen und Handwerker in der Vollversammlung der Handwerkskammer Ulm setzen ein Zeichen für die berufliche Bildung: Um für Zukunftsaufgaben wie beispielsweise die Mobilitäts- und Klimawende gerüstet zu sein, modernisiert die Handwerksammer in den nächsten Jahren ihre Bildungsstätte am Standort Ulm mit derzeit gut 10.000 qm Seminar- und Werkstattfläche. „Unsere Handwerksberufe und die Anforderungen der Kunden verändern sich rasend schnell und werden immer anspruchsvoller. Wir wollen für Auszubildende, Meisterstudierende und Weiterbildungsteilnehmer modernste Bedingungen schaffen. Dafür sind nun die Weichen gestellt“, sagt Joachim Krimmer, Präsident der Handwerkskammer Ulm. Die Handwerkskammer will erreichen, dass die Finanzierung der Bildungszentren teilweise auch von Bund und Land übernommen wird. In den Hallen am Ulmer Kuhberg werden Aus- und Weiterbildung von insgesamt 13 Gewerken für jährlich rund 5.500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer geleistet.

Im Zuge dessen hat das Parlament des regionalen Handwerks in seiner jüngsten Sitzung den aktuellen Entwurf des Landeshaushalts kritisiert. Die Landesregierung plant, die Fördergelder für die Bildungszentren des Handwerks zu kürzen. Das stößt bei den Handwerkerinnen und Handwerkern in der Vollversammlung auf Unverständnis – zumal sonst stets permanent die Gleichwertigkeit beruflicher und akademischer Bildung betont würde. „Die überbetrieblichen Bildungsstätten leisten einen wichtigen Beitrag bei der Berufsausbildung unserer Nachwuchshandwerkerinnen und -handwerker. Sie unterstützen Betriebe bei der Ausbildung und machen junge Menschen zu qualifizierten Fachkräften, die unsere Wirtschaft dringend benötigt. Die Investition in die handwerklichen Bildungsstätten ist eine Investition in die Versorgung der Bürger und unsere Zukunft“, so Krimmer. „Der Finanzierungsrückstand zur akademischen Bildung wird damit weiter vergrößert, statt reduziert. Das ist alles andere als Gleichwertigkeit.“

Thema im Gremium waren auch die Auswirkungen der steigenden Energiepreise auf die Handwerksbetriebe zwischen Ostalb und Bodensee. Die Vollversammlung begrüßt die Hilfen, die Land und Bund auf den Weg gebracht haben – hierzu zählt auch die kostenlose Krisenberatung für Handwerksbetriebe, die durch die Energiekrise in eine unverschuldete Notlage geraten sind. Die Vertreterinnen und Vertreter von Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseite sehen in dem Maßnahmenpaket eine positive Weichenstellung, die das Land vorgenommen hat. Sie fordern aber auch noch Härtefallhilfen für die besonders stark betroffenen energieintensiven Betriebe.

Die Vollversammlung hat zudem beschlossen, die Kammerbeiträge für 2023 zu reduzieren. Zuletzt hatte es bereits 2018 und 2020 Beitragssenkungen für die Mitgliedsbetriebe gegeben. Nunmehr wurde eine neue Beitragsstruktur beschlossen. Die Beitragssenkung wird insbesondere kleinere Betriebe weiter entlasten. Besonderes Augenmerk liegt zudem auf den Ausbildungsbetrieben im Kammergebiet, die einen Bonus erhalten und gleichzeitig keinerlei Ausbildungsgebühren mehr zahlen werden. „Wer ausbildet, leistet einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag. Wir möchten deshalb die Belastung für diejenigen Betriebe reduzieren, die sich mit der Ausbildung von jungen Fachkräften engagieren“, sagt Krimmer. Und weiter: „Mit dieser deutlichen Beitragssenkung wollen wir unsere Betriebe in diesen konjunkturell schwierigen Zeiten nunmehr entlasten und zeigen: Es muss nicht alles immer nur teurer werden. Deshalb haben wir alle Spielräume der Selbstverwaltung aktiviert, ohne Leistungseinbußen zu riskieren.“

Das Handwerk zwischen Ostalb und Bodensee wird in der Vollversammlung von 39 gewählten Vertretern repräsentiert und vertreten. Alle Gewerbegruppen sowie alle sechs Landkreise und der Stadtkreis Ulm sind dabei vertreten. 26 der 39 Mitglieder sind Handwerksunternehmer, weitere 13 gehören dem Parlament des regionalen Handwerks als Vertreter der Arbeitnehmer im Handwerk an.