Meisterstudierende werden in ihrer Ausbildung finanziell benachteiligt – Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung sichtbarer machen
Rund 580.000 Euro an Meisterprämien sind im dritten Jahr nach der Einführung an die Meisterinnen und Meister zwischen Ostalb und Bodensee ausbezahlt worden. Knapp drei von vier Meisterabsolventen im Ulmer Kammergebiet haben im vergangenen Jahr von der finanziellen Förderung in Höhe von 1.500 Euro profitiert. Antragsberechtigt sind seit der Einführung 2020 alle Jungmeisterinnen und -meister, die ihren Wohnsitz oder Arbeitsplatz in Baden-Württemberg haben. Dr. Tobias Mehlich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Ulm: „Die Meisterprämie war ein erster wichtiger Schritt zu mehr Gleichwertigkeit zwischen akademischer und beruflicher Ausbildung. Jetzt müssen weitere Felder korrigiert werden, um die verbleibenden Ungerechtigkeiten zulasten unserer Meisterstudierenden im Handwerk zu korrigieren.“
Meisterstudium kostet durchschnittlich rund 10.000 Euro
Jährlich legen mehr als 500 Handwerkerinnen und Handwerker im Gebiet der Handwerkskammer Ulm erfolgreich ihre Meisterprüfung ab. Je nach Gewerk investieren sie durchschnittlich rund 10.000 Euro in ihr Meisterstudium. Mit dem Meisterbrief stehen sie anschließend auf der gleichen Bildungsstufe wie der akademische Bachelorabsolvent, der seine Bildung und seinen Prüfungsabschluss für sich kostenfrei bekommt. Meisterprämie und Aufstiegs-BAföG reduzieren die Ungerechtigkeit bei der Finanzierung der verschiedenen Bildungswege. Um den Karriereweg im Handwerk weiter aufzuwerten und den Fachkräftebedarf zu sichern, werden aber weitere Maßnahmen benötigt. Im Nachbarbundesland Bayern hat beispielsweise die Landesregierung kürzlich angekündigt, ab 2024 die Kosten für die Meisterfortbildung zu übernehmen. „Klar ist: eine gute Ausbildung kostet Geld. Die Frage ist, wer finanziert sie? Wir halten es nicht für gerecht, dass der Bildungsteilnehmer im Meisterstudium die Kosten trägt. Die Ankündigung aus Bayern ist ein starkes Zeichen der Wertschätzung gegenüber dem Handwerk. Wir brauchen auch in der Praxis eine Gleichbehandlung mit Studierenden – gerade in Zeiten des hohen Fachkräftebedarfs“, ergänzt Mehlich.
Handwerkskammer Ulm stellt Meisterstudierendenausweise aus
Auch die Handwerkskammer Ulm hat im vergangenen Jahr ein wichtiges Zeichen. So haben die Meisterstudierenden an den Bildungsakademien in Ulm und Friedrichshafen erstmals einen Studierendenausweis erhalten. Angehende Meisterinnen und Meister können damit nicht nur belegen, dass sie an einer Fachschule für berufliche Weiterbildung eingeschrieben sind und sich dort zu qualifizierten Fachkräften fortbilden. Sie können auch von üblichen Rabatten für Studierende, etwa an der Kinokasse, im Stadion oder Museum profitieren.
Meisterabsolventen 2022 aus dem Gebiet der Handwerkskammer Ulm nach Landkreisen:
- Alb-Donau-Kreis: 46
- Stadtkreis Ulm: 21
- Landkreis Biberach: 52
- Landkreis Heidenheim: 20
- Ostalbkreis: 41
- Landkreis Ravensburg: 77
- Bodenseekreis: 23