Start-Ups im Handwerk halten Menschen und Wertschöpfung in unserer Region

Zentrum für Betriebsnachfolge (ZEN) zieht Bilanz nach fünf Jahren – Handwerkskammer Ulm begleitet Handwerksbetriebe bei Betriebsübergabe oder -übernahme – Betriebsbörse vermittelt Kontakte

Die Handwerkskammer Ulm hat vor fünf Jahren das Zentrum für Betriebsnachfolge (ZEN) gegründet. Es unterstützt potenzielle Übergeber und Übernehmer von Handwerksbetrieben in ihrer Suche und bringt sie an einen Tisch. Das ZEN begleitet bei allen Fragen, die im Bereich der Übernahme oder Übergabe eines Betriebes aufkommen. So erhalten junge Betriebsgründer eine Perspektive zur Unternehmensgründung und ausscheidende Generationen wissen ihren Betrieb in guten Händen. Seit Gründung des ZEN im November 2015 sind insgesamt knapp 3.000 Kontakte zwischen Betrieben und potenziellen Nachfolgern vermittelt, über 800 Betriebsübergaben erfolgreich betreut worden. Handwerksbetriebe stehen zudem für Wirtschaftskraft in der Region. Handwerksbetriebe sichern Arbeits- und Ausbildungsplätze vor Ort und versorgen die Bevölkerung mit Handwerkerleistungen. „Mit einer geregelten Nachfolge gewinnen Erwerber und Übergeber gleichermaßen und es dient dem Erhalt der Infrastruktur im Land“, so Dr. Tobias Mehlich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Ulm. „Wir sollten nicht den Fehler machen und nur nach Start-ups am Digitalmarkt schauen. Hier entsteht im Handwerk regelmäßig eine erhebliche Wertschöpfung direkt vor unserer Haustür und für unsere Nachbarn.“

Im Gebiet der Handwerkskammer Ulm stehen in den kommenden Jahren altersbedingt knapp 3.000 der insgesamt mehr als 19.500 Handwerkbetriebe zur Übergabe an. In Baden-Württemberg sind es bis zum Jahr 2022 rund 21.000 Betriebe laut Schätzungen des Instituts für Mittelstandsforschung in Bonn. Wenn diese Betriebe schließen, fehlen ihre Leistungen vor Ort bei den Kunden. Das wäre ein großer Schaden für die Regionen. Gleichzeitig qualifizieren sich jährlich über 500 Handwerkerinnen und Handwerker zwischen Ostalb und Bodensee mit dem Meisterbrief. Ungefähr jeder dritte Meisterabsolvent macht sich innerhalb der ersten fünf Jahre selbstständig. Ziel muss es folglich sein, die jungen Meisterabsolventinnen und -absolventen mit den älter werdenden Betriebsinhabern zusammen zu bringen, um eine Betriebsaufgabe zu verhindern.

Eine frühzeitige Eintragung in die Betriebsbörse erhöht die Chance, einen Nachfolger zu finden, der sowohl zum Betrieb als auch zum Kundenstamm passt. Derzeit suchen rund 170 Handwerksbetriebe über das ZEN einen geeigneten Nachfolger. Bei der Nachfolgesuche spielen verschiedene Faktoren eine Rolle, von persönlicher „Chemie“ bis zu Preisvorstellungen. Je früher sich ein Inhaber mit dem Thema befasst, desto höher die Erfolgschance. Die Erfolgsquote bei vom ZEN vermittelten und begleiteten Betriebsübergaben liegt bei rund 50 Prozent. Eine geregelte Übergabe dauert erfahrungsgemäß drei bis fünf Jahre. Es gibt zahlreiche Beispiele für Betriebsübergaben, die das ZEN erfolgreich begleitet hat. Rainer Scholz hat beispielsweise seinen Betrieb, die F. Scholz GmbH + Co. KG Metallschleiferei und Poliererei in Aalen, an Thomas Müller und Iris Schickhaus übergeben. „Das Zentrum für Betriebsnachfolge hat uns dabei geholfen und sehr kompetent begleitet“, sagt Iris Schickhaus. Auch Felix Kozlik kann nur Positives berichten. Er hat die Bäckerei Buck in Langenau sowie das Café Adelbert in Ulm übernommen: „Es ist gut, bei einer Betriebsübergabe eine neutrale Person dabei zu haben, die nicht Partei ergreift. Der Berater ist ein guter Vermittler, der den ganzen Prozess sehr angenehm gestaltet“, so Kozlik.


Zur Übergabe stehende Handwerksbetriebe nach Landkreisen im Kammergebiet:

Alb-Donau-Kreis: 445
Stadtkreis Ulm: 165
Landkreis Biberach: 408
Landkreis Heidenheim: 247
Ostalbkreis: 665
Landkreis Ravensburg: 622
Bodenseekreis: 432