Unsicherheiten belasten Handwerkskonjunktur zwischen Ostalb und Bodensee

Positive Geschäftslage im zweiten Quartal – Geschäftserwartungen im Gebiet der Handwerkskammer Ulm für weiteren Jahresverlauf gedämpft – Betriebe wollen Personal aufbauen

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Trotz zunehmender konjunktureller Risiken ist die Wirtschaftslage der Handwerksbetriebe zwischen Ostalb und Bodensee im zweiten Quartal 2022 positiv gewesen. Das zeigen die aktuellen Daten der regelmäßigen Konjunkturumfrage der Handwerkskammer Ulm. Knapp drei von vier Handwerksbetrieben (73 Prozent) beschreiben ihre Geschäftslage als gut. Von einem schlechten Geschäftsverlauf für die Monate April bis Juni sprechen nur 7 Prozent. Zum Vergleich: Im Vorjahr waren 63 Prozent mit ihrer Geschäftslage zufrieden und rund 15 Prozent unzufrieden.

„Auch wenn die Lage gut ist: Die Stimmung im regionalen Handwerk hat sich dennoch eingetrübt. Massive Preissteigerungen, Materialknappheit und Lieferengpässe bremsen die Geschäftsentwicklung vieler Betriebe und verbreiten Unsicherheit“, so Dr. Tobias Mehlich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Ulm. Die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs und die steigenden Energiekosten verschärfen die Situation in vielen Handwerksbetrieben zusätzlich. Diese Belastungen schwächen auch die Geschäftserwartungen ab: Von einer Verbesserung der Geschäftslage gehen aktuell 14 Prozent (Vorjahr: 33 Prozent) der Befragten aus. 74 Prozent rechnen mit einer gleichbleibenden Entwicklung. Rund 12 Prozent der befragten Betriebe befürchten hingegen, dass sich die Lage verschlechtern wird (Vorjahr: 6 Prozent).

Betriebe haben gedämpfte Geschäftserwartungen
Die Auftragslage in den regionalen Handwerksbetrieben konnte nicht mehr an die guten Zahlen aus dem Vorjahresquartal anknüpfen. Rund 38 Prozent berichten von einem gestiegenen Auftragsvolumen in den Monaten April bis Juni (Vorjahr: 46 Prozent), gut jeder fünfte der Befragten (Vorjahr: 11 Prozent) musste Auftragsrückgänge verkraften. Die Betriebe blicken weitgehend zurückhaltend in das dritte Quartal 2022: Demnach befürchten 21 Prozent der Handwerkerinnen und Handwerker demnächst Auftragseinbußen (Vorjahr: 16 Prozent). Ein Auftragsplus für die Monate Juli, August und September erwarten hingegen knapp 23 Prozent (Vorjahr: 36 Prozent).

Gute Auslastung und hoher Personalbedarf
Im zweiten Quartal hatten die Handwerksbetriebe in der Region eine gute Auslastung: Fast jeder vierte Betrieb (24 Prozent) ist über seine Kapazitätsgrenzen hinaus ausgelastet (Vorjahr: 17 Prozent). Knapp 39 Prozent der Betriebe sind nahezu voll ausgelastet (Vorjahr: 38 Prozent). Lediglich knapp 12 Prozent haben noch Kapazitätsfreiräume, im Vorjahresquartal waren es noch knapp 25 Prozent. Die Beschäftigungszahl ist im regionalen Handwerk leicht angestiegen. So haben gut 12 Prozent der Befragten in den vergangenen drei Monaten zusätzliches Personal eingestellt, während rund 10 Prozent von einem Personalrückgang berichten. Auch in den kommenden Monaten möchten die Betriebe weiterhin qualifizierte Fachkräfte einstellen. „Trotz aller derzeitigen Herausforderungen ist in unseren Betrieben der Bedarf an qualifizierten Fachkräften hoch“, sagt Mehlich. Rund 15 Prozent planen ihr Personal aufzustocken, während etwa 8 Prozent damit rechnen, dass sich ihre Belegschaft verkleinern wird.