Interview mit Maurer-Azubine Mareike Schäufele Weiblich, 21, Maurerin: Baustelle statt Büro

Mareike Schäufele macht eine Ausbildung zur Maurerin. Warum ihr das Handwerk trotz harter körperlicher Arbeit gefällt und wie es mit ihrer Karriere weitergeht, verrät sie im Interview.

Foto: Handwerkskammer Ulm

Mareike Schäufele ist eine von fünf weiblichen Maurer-Azubis zwischen Ostalb und Bodensee. Die 21-jährige Frohnatur aus Altheim (Alb) im Alb-Donau-Kreis schließt im Sommer ihre Lehre bei der Heidenheimer Baufirma UC Monz GmbH und C. KG ab. Ihre Lehrzeit war für sie ein wichtiger Einstieg in die berufliche Karriere.

Warum ist dein Beruf genau richtig für dich?
Mein Beruf ist genau richtig für mich, da mir die körperliche Arbeit gefällt. Ich sehe abends, wenn ich von der Baustelle komme, was ich geschaffen habe. Mein Beruf ist unfassbar abwechslungsreich und die Arbeit macht mir einfach Spaß!

Hättest du dich trotzdem für einen Handwerksberuf entschieden, wenn du keine Ausbildung zur Maurerin hättest machen dürfen?
Da ich einen reinen Büroberuf total langweilig finde und gerne mit den Händen arbeite sowie am Ende des Tages sehen möchte, was ich geschafft habe, wäre es vermutlich trotzdem ein Handwerksberuf gewor­den.

Bist du auf dem Weg in deine Ausbildung Vorurteilen und Zweifeln begegnet? Wie reagiert dein Umfeld, wenn du von deinem Beruf erzählst?
Ich habe schon oft gehört, dass Frauen für den Bau nicht gemacht sind, weil sie zum Beispiel zu schwach sind. Diese Vorurteile hört man meist von Menschen, die selbst auf der Baustelle arbeiten. Doch mich erreichen auch viele positive Rück­meldungen: Viele schätzen wert, dass ich mich traue meinen Ausbildungs­beruf zu erlernen und sagen mir, dass es etwas Besonderes ist.

Als Maurerin musst du kräftig zupacken können. Wie ist der Alltag für dich auf der Baustelle? Gibt es Arbeiten, die dir wirklich mal zu schwer sind?
Der Alltag auf der Baustelle ist sehr abwechslungsreich. Es gibt leichte Arbeiten, aber auch schwere. Ich ver­suche immer sämtliche verfügbaren Techniken einzusetzen, um mir die Arbeit zu erleichtern. Ist es dann immer noch zu schwer, habe ich ja auch noch meine Arbeitskollegen, die mir gerne unter die Arme greifen. Manchmal passiert es auch dass meine Kollegen sehen, dass ich etwas Schweres heben möchte, und sie sind sofort bei mir und helfen.

Meine Entscheidung, nach dem Abi eine Ausbildung zu beginnen, habe ich nie bereut. Im Gegenteil! Meine praktischen Erfahrungen helfen mir sicherlich bei meinem Studium weiter.

Mareike Schäufele, Maurer-Azubine

Hast du vielleicht auch Vorteile als Frau in deinem Beruf?
Ich denke Frauen überlegen struktu­rierter als Männer und finden eher Lösungswege, um sich leichter zu tun. Wenn es möglich ist, versucht mein Polier aber auch, mir nicht gerade die schwersten Arbeiten zu geben. Das ist sicherlich ein Vorteil. Meine Arbeitskollegen sind bei mir auch tendenziell etwas hilfsbereiter als bei den männlichen Azubis im Betrieb.

Auf der Baustelle bist du bestimmt oft allein unter Männern. Wie schaffst du es, dich bei den Kollegen durchzusetzen?
Ich denke man verdient sich Respekt dadurch, dass man zeigt, dass man genauso oder zumindest fast genauso anpacken kann wie jeder andere. Wenn man interessiert und schlagfer­tig ist, um auf den ein oder anderen Spruch zu reagieren, ist das auch ein Vorteil. Weil ich eine Chefin habe, ist es bei uns ganz normal, dass man auch als Frau etwas auf der Baustelle zu melden hat.

Braucht man als Maurerin ein dickes Fell – gerade auch was die Arbeit im Freien bei Wind und Wetter anbelangt?
Ein dickes Fell braucht man nicht — gute Kleidung reicht aus. Klar, im Winter oder bei Regen, Kälte, Schnee — eben all den nicht so schönen Wet­terarten würde man lieber im Büro sitzen — aber durch die richtige Klei­dung kann man auch solche Tage gut durchstehen.

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Wie sehen deine Zukunftspläne im Handwerk aus? Machst du dir auch ab und zu Gedanken, dass du vielleicht nicht bis zur Rente in deinem Beruf arbeiten kannst?
Ich merke, dass der Beruf für mich persönlich körperlich zu anstrengend ist. Deshalb werde ich ab Oktober Bauingenieurwesen studieren. Dem Handwerk bleibe ich natürlich treu, denn ich habe durch die Lehre her­ausgefunden, dass ich da genau rich­tig bin.

Du bist als Ausbildungsbotschafterin aktiv. Welche Vorurteile begegnen dir bei Gleichaltrigen bei deinen Schulbesuchen? Und: Wir schaffst du es sie auszuräumen?
Ich stoße selten auf Vorurteile. Die einzigen, die meist angesprochen werden, ist, dass man im Dreck arbei­ten muss. Da weise ich dann gerne auf die Waschmaschine und die Dusche hin. Und das zweite Vorurteil, das mir begegnet, ist der Alkohol. Viele fragen mich, ob man denn auf den Baustellen immer so viel Alkohol trinkt. Da antworte ich, dass es nicht so ist, dass es viel zu gefährlich ist und dass das wirklich ein Vorurteil ist, welches nicht stimmt. Aber ich erzähle ihnen dann, dass wir als Kolonne gerne mal nach dem Feier­abend gemeinsam ein Bier trinken, da wir einfach über die Jahre wie eine kleine Familie geworden sind. Man verbringt ja schließlich miteinander mehr Zeit als zuhause.

Hast du einen Tipp für alle, die noch nicht wissen, was sie später mal arbeiten möchten?
Da ich meine Ausbildung erst im Oktober und nicht zum 1. September begonnen habe, war ich selbst ein Spätzünder. Ich bin auf die Idee gekommen und habe mir da nicht reinreden lassen. Mein Tipp an alle Jugendlichen: Macht Praktika, um herauszufinden was euch gefällt oder eben nicht.