Kein Stellenabbau im Handwerk geplant – Ausbildungsbetriebe sind verunsichert: Schwieriges Ausbildungsjahr steht bevor
Die Handwerksbetriebe der Region wollen nahezu insgesamt an ihren Beschäftigten festhalten und planen keinen Abbau von Mitarbeitern aus Kostengründen. Das geht aus einer Umfrage der Handwerkskammer Ulm hervor: Demnach wollen drei von vier Handwerksbetrieben ihre Mitarbeiter halten (75 Prozent). Weitere 17 Prozent der befragten Unternehmen benötigen für ihre Auftragsabwicklung sogar mehr Fachkräfte und planen, zusätzliches Personal einzustellen. Lediglich acht Prozent der Handwerksbetriebe geben an, Mitarbeiter abbauen zu wollen. Dr. Tobias Mehlich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Ulm: „Das ist ein starkes Zeichen unserer Betriebe: Handwerk ist jetzt anders als andere Branchen. Wir stehen zu unseren Leuten und reduzieren sie nicht auf Personalkosten – auch in dieser schwieriger Zeit.“
Zugleich sieht Mehlich darin ein optimistisches Zeichen und einen Weitblick der Betriebe für die nächsten Monate. „Unsere Betriebe wissen, dass wir in Zeiten des Fachkräftebedarfs leben und diesen trotz der aktuellen Korrekturen auch bald wieder spüren werden.“ Angesichts dieser Übermacht an Betrieben, die die Beschäftigung halten oder ausbauen wollen (92 Prozent) gegenüber denen, die andererseits abbauen wollen (8 Prozent), schließt die Kammer nicht aus, dass es insgesamt in den nächsten Monaten zu einem weiteren leichten Beschäftigungsaufbau im Handwerk kommen könnte. „Die Krise birgt hier Chancen für uns. Das Handwerk ist ein treuer und guter Arbeitgeber. Betriebe werden jetzt die aktuellen Bewegungen am Arbeitsmarkt nutzen und sich Personal sichern“, sagt Mehlich.
Trotz dieses positiven Signals sieht die Handwerkskammer Ulm Beratungsbedarf bei einigen Ausbildungsbetrieben. Die Auswirkungen der Pandemie erschweren in manchen Handwerksbetrieben eine Ausbildung von jungen Menschen, den zukünftigen Fachkräften. Die Handwerksbetriebe wollen zwar laut Umfrageergebnis mehrheitlich wie gewohnt ausbilden (58 Prozent): Aber rund 37 Prozent der Befragten geben auch an, weniger ausbilden zu wollen. Mehlich weiter: „Diese Zahl muss runter, sonst verschärfen sich diese Betriebe ohne Ausbildung ihr Fachkräfteproblem in einigen Jahren.“ Die Zurückhaltung dieser Betriebe steht insbesondere in Zusammenhang mit der erheblichen finanziellen Belastung (17 Prozent) durch die Ausbildung und derzeitiger mangelnder Planungssicherheit (24 Prozent). Die Umfrage zeigt also zum einen, dass die Mehrheit der Betriebe das Ausbildungsengagement fortsetzen möchte – und damit vorausschauend in die Zukunft investieren will. Im regionalen Handwerk herrscht aber zugleich eine spürbare Verunsicherung, die dazu führt, dass einige Betriebe das Risiko einer Investition in die Ausbildung von jungen Menschen scheuen. Die Handwerkskammer will in den nächsten Wochen insbesondere in diesen Betrieben mit ihren Beratern für die Fortsetzung der Ausbildungsleistung werben. Zudem setzt sie sich gegenüber der Landesregierung für einen Ausbildungsbonus ein, um die Kosten der Ausbildung für die Betriebe zu reduzieren.