135 Jahre Häfler Familienunternehmen, 50 Jahre AMF Auto-Müller und die Unternehmensnachfolge in fünfter Generation – Anlass genug für die Handwerkskammer Ulm zur Gratulation persönlich vorbeizuschauen. „Unser Unternehmen gehört zu den ältesten in Friedrichshafen. Gegründet wurde es 1886 durch Benedikt Müller als Schmiede in Mariabrunn, 1900 folgte der Ruf und Umzug an den königlichen Hof Württemberg nach Hofen, einem Stadtteil Friedrichshafens“, berichtet Geschäftsführerin Dr. Hanna-Vera Müller stolz. In der Folge entwickelte sich die königliche Hofschmiede zu einem Fuhrunternehmen und schließlich zu einem Autohaus.
Gelungene Staffelübergabe
„Ein historischer Zufall: Carl Benz ließ in unserem Gründungsjahr 1886 das erste Modell seines Motorwagens patentieren“ ergänzt Walter Müller, Seniorchef des Mercedes-Benz-Autohauses, schmunzelnd. Im Mai wird er sich, nach 40 Jahren Selbstständigkeit, aus dem Unternehmen in den Ruhestand zurückziehen. Der Übergabeprozess wurde frühzeitig in die Wege geleitet. Seit 2013 ist Hanna Müller im Familienbetrieb tätig, seit 2014 auch als Geschäftsführerin. Bald darauf hat sie die operative Führung gänzlich übernommen. Walter Müller steht seitdem beratend im Hintergrund und widmet sich strategischen Projekten. Die promovierte Wirtschaftsinfomatikerin ist in der 135-jährigen Unternehmensgeschichte die zweite Frau an der Spitze. Schon in den Jahren vor und im 2. Weltkrieg führte ihre Urgroßmutter Lina Müller die Geschäfte, nachdem ihr Mann Josef 1936 verstorben war.
„Es ist immer etwas Besonderes, einem Mitgliedsbetrieb zu einem solch stolzen Jubiläum zu gratulieren“, freut sich Susanne Schwaderer, Geschäftsbereichsleiterin der Handwerkskammer Ulm. Dass mit Hanna-Vera Müller erneut eine Frau die Geschicke des Traditionsunternehmens führe, sei ein schönes Zeichen dafür, dass das Handwerk auch für Frauen immer attraktiver werde. Das bestätigt auch die Geschäftsführerin: „Seit vielen Jahren bilden wir auch Frauen in den technischen Berufen aus. Gut ausgebildete Kfz-Mechatronikerinnen haben beste Karrierechancen und ein spannendes Arbeitsumfeld.“ Insgesamt sind bei AMF Auto-Müller heute rund 70 Mitarbeiter, davon 17 Auszubildende, beschäftigt.
Geschäftsführerin Müller sieht ihr Autohaus trotz pandemiebedingter Herausforderungen gut aufgestellt. „Wir haben es von einer Pferdestärke, über moderne Verbrennungsmotoren, hin zu alternativen Antrieben geschafft. Es ist nicht das erste Mal, dass unser Unternehmen vor einem Strukturwandel steht“ sagt Müller. „Ein Familienbetrieb ist auf den Erhalt der Arbeitsplätze und eine solide Finanzierung seiner Investitionen ausgerichtet. Damit halten wir auch mal eine Krise aus“, ergänzt Walter Müller zuversichtlich. Beide würden sich aber von der Politik einen größeren Wirtschaftsfokus, weniger Eingriffe und Regulierungen in den Markt und Bürokratieabbau wünschen, damit das Unternehmen mindestens weitere 135 Jahre als Arbeitgeber und Wirtschaftsbetrieb der Region erhalten bleibt.