Handwerksbetriebe digitalisieren sich – wenn man sie denn lässt
Das Handwerk ist angewiesen auf flächendeckende Breitbandversorgung. Es kann ansonsten nicht mehr teilhaben am Wirtschaftsleben und keine Aufträge mehr erhalten, bearbeiten und erfüllen oder mit weiteren Beteiligten am Produkt kommunizieren. Für die Digitalisierung des Handwerks macht die kommende verpflichtende e-Vergabe ab 18. Oktober einen wichtigen Schritt, allerdings ist eine Breitbandversorgung für diese Nutzung unerlässlich. „Mit der e-Vergabe bietet sich die Chance, Aufträge schneller und zielgerichteter zu vergeben und damit Zeit und Kosten einzusparen“, so Joachim Krimmer, Präsident der Handwerkskammer Ulm. „Die von der Politik versprochene flächendeckende Versorgung ist aber noch lückenhaft. Diese Lücke gilt es zu schließen, damit unsere Betriebe weiterhin ihre Kunden versorgen können.“ Danach muss der gesamte Vergabeprozess umgestellt sein auf die e-Vergabe und findet dann tatsächlich im Breitbandnetz statt. Ab diesem Zeitpunkt muss die Verbindung ins Dorf des Handwerkers stehen.
KO-Kriterium Internet
Bis 18. Oktober 2018 gilt noch die sogenannte Übergangsfrist. Um die e-Vergabe-Plattform zur Ausschreibung und Vergabe von Liefer-, Dienst- und Bauvorhaben zu erreichen, ist dann eine stabile Internetverbindung im Betrieb Voraussetzung. „Die Verfügbarkeit auf Breitbandinternet ist gerade in ländlichen Regionen manchmal eingeschränkt. Unsere Betriebe digitalisieren sich – wenn man sie denn lässt. Manchmal gibt es nicht mal eine belastbare Mobilfunkstruktur“, so Krimmer. Eine hohe Übertragungsrate ist von Vorteil, gerade bei großem Umfang der Unterlagen. Städte wie Heidenheim oder Geislingen sind zu 95 Prozent mit mehr als 50Mbit/s versorgt. Städte wie beispielsweise Ulm und Aalen sind mit einer Breitbandverfügbarkeit mit mehr als 50Mbit/s zu 75-95 Prozent ausgestattet.
Auch beispielsweise Erbach oder Bad Waldsee haben mit durchschnittlich 50-75 Prozent eine gute Breitbandverfügbarkeit von 50Mbit/s. Dies zeigt, wie die Digitalisierung bzw. entsprechende Maßnahmen voranschreiten. Es hat sich schon viel getan. Jedoch müssen die vorhandenen und zum Teil noch großen Lücken geschlossen werden. Einzelne kleine Gemeinden wie beispielsweise Heroldstatt oder Limpach (Deggenhausertal) haben nur zu 0-10 Prozent eine Verfügbarkeit von über 50Mbit/s. „Handwerksbetriebe in den Regionen, auf dem Land dürfen nicht ausgegrenzt werden. Es müssen überall gleiche Wettbewerbsbedingungen herrschen“, so Krimmer. „Damit das Internet nicht zum KO-Kriterium wird.“ Schließlich sichern viele Handwerksbetriebe in unseren Flächen und in Baden-Württemberg die Versorgung der Bürgerinnen und Bürger. Krimmer: „Es wäre sehr schade, wenn solche Standortfaktoren über die Zukunft eines Betriebes entscheiden.“
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