Handwerker gehen in Krisenzeiten mit kreativen Ideen voran

Betriebe im Gebiet der Handwerkskammer Ulm ergreifen selbst die Initiative.

Es ist nicht weiter ungewöhnlich, dass die Handwerker in der Region Lösungen für individuelle Kundenwünsche finden. In Zeiten wie diesen sind die kreativen Köpfe gefragter denn je. Viele Handwerksbetriebe haben derzeit pfiffige Ideen, um das Geschäft eigenhändig wieder anzukurbeln und so aus der Not eine Tugend zu machen. „Unsere Betriebe lassen sich vom Coronavirus nicht unterkriegen. Es ist spannend zu sehen, dass Handwerker mit kreativen Geschäftsideen vorangehen und damit der Krise trotzen“, sagt Dr. Tobias Mehlich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Ulm, und fügt an: „Wir merken gerade in dieser Zeit, welch wichtige Aufgabe das Handwerk in unserer Gesellschaft wahrnimmt. Die Handwerksbetriebe tragen ihren Teil dazu bei, in der aktuellen Lage das System am Laufen zu halten. Sie versorgen die Bürger mit Dingen des täglichen Bedarfs. Das wird einem jetzt klar vor Augen geführt – spätestens beim Blick in den Spiegel auf die wachsende Haarpracht“, so Mehlich weiter.  

Die Maßschneiderin Corinna Rederer fertigt in ihrem Schneideratelier in Ravensburg normalerweise hochwertige und individuelle Taschen und Accessoires. Derzeit näht sie aber Behelfsmasken. Das Angebot an Mund-Nasen-Masken ist knapp. Aber sie sind momentan stark nachgefragt. So näht sie welche aus normalem Stoff. Als Schneiderin hat Rederer genügend Stoffvorräte für die Herstellung eigener Masken. „Ich bin der Ansicht, jeder sollte sich so eine Maske leisten können. Deshalb verkaufe ich sie aus eigenem Stoffvorrat, zum Selbstkostenpreis und versandkostenfrei – solange der Vorrat eben reicht“, so Rederer. Für die Anfertigung einer Maske braucht sie in etwa eine halbe Stunde und kann täglich nur eine begrenzte Stückzahl nähen. Auch wenn die Beschäftigung mit den Behelfsmasken sehr zeitintensiv ist, kann sie so ihren Beitrag zur Verbesserung der Situation leisten.  

Humorvoll geht die Bäckerfamilie Wörz aus Laichingen-Feldstetten vor. In der Albbäckerei wird Zitronenkuchen in Form einer Klopapierrolle gebacken. Der Mut wird belohnt: Die besondere Kuchenidee lockt die Kundschaft an und sorgt dafür, dass auch weitere Backwaren verkauft werden. So gibt es mittlerweile sogar Mundschutz-Amerikaner im Sortiment, die bei den Kunden ebenfalls für einen Lacher sorgen und gut ankommen. Man nimmt es mit Humor. „Bislang haben wir nur positives Feedback und viel Lob bekommen. Die Not macht erfinderisch und wir treffen damit derzeit den Nerv unserer Kundschaft“, sagt Gisela Wörz. Neben dem Verkauf von Backwaren verdient die Bäckerfamilie ihr Geld sonst durch den Betrieb eines Cafés, das jetzt geschlossen bleiben muss. Der Umsatz ist dadurch in den vergangenen Wochen massiv eingebrochen. Die kreative Erweiterung des Backsortiments sorgt nun dafür, dass zumindest ein Teil der entgangenen Einnahmen wieder in die Kassen gespült wird.

Augenoptiker sind Grundversorger. Sie zählen zu den Gesundheitshandwerken. Matthias und Christiane Kreck betreiben ein Optikergeschäft in Biberach an der Riß und kümmern sich mit einem erweiterten Serviceangebot speziell um ältere Menschen, die zur Risikogruppe gehören. Zum Optiker wollen und können sie oftmals nicht gehen. „In diesen Fällen kommen wir unseren Kunden gerne entgegen, holen die Brille persönlich ab und liefern sie dann auch wieder direkt nach Hause. Für viele ältere Menschen ist der Gang zu uns schlicht nicht möglich oder mit zu viel Risiko verbunden. Da wollen wir so gut es geht Abhilfe schaffen“, so Christiane Kreck. Diese Hilfsbereitschaft wird von den Kunden dankend angenommen.