„Ohne Fachkräfte aus dem Ausland wird es nicht gehen“

Beim Betriebsbesuch der Handwerkskammer Ulm in Owingen ist die Fachkräftesuche zentrales Thema.

Hohe Investitionen in den neuen Standort, viele Kundenaufträge und Bedarf, aber auch Schwierigkeiten, Fachkräfte zu finden. Eine Problematik, die neue Wege bei der Personalarbeit erforderlich macht. Auf diesen Nenner kamen die Teilnehmer des letzten Betriebsbesuchs der Handwerkskammer bei der Elektrosysteme Schwägler GmbH & Co. KG in Owingen. Neben dem Präsidenten der Handwerkskammer Ulm hatten sich auch der Landtagsabgeordnete Martin Hahn (Grüne) sowie der Owinger Gemeinderat durch Frau Margitta Bischoff daran beteiligt. „Nahe an den Betrieben zu sein und wissen, welche Themen den Handwerkerinnen und Handwerkern zwischen Jagst und Bodensee wichtig sind und die Politik in die Lösungsfindung einzubeziehen, dies ist für uns die wesentliche Bedeutung dieser Betriebsbesuche“, erklärt Joachim Krimmer, Präsident der Handwerkskammer Ulm.


Das Unternehmen hat gerade massiv investiert und seinen komplett neuen Standort im Owinger Gewerbegebiet frisch bezogen. Was den Betrieb aber immer stärker bewegt, ist das Finden der erforderlichen Fachkräfte. Darüber sind sich Manfred und Petra Schwägler einig. Vater und Tochter leiten den Betrieb in enger Zusammenarbeit und beschäftigen mittlerweile über 80 Arbeitnehmer, davon sechs Auszubildende als Elektroniker in der Energie- und Gebäudetechnik. Die Auftragsbücher sind voll und es könnten noch mehr Aufträge angenommen werden. „Aber ohne die geeigneten Fachkräfte ist dieses Pensum nicht zu bewältigen“, sagt Manfred Schwägler.


Der Betrieb, der fast ausschließlich Groß- und Gewerbekunden bedient, arbeitet bereits mit Subunternehmern und Personaldienstleistern zusammen, um so Auftragsspitzen abdecken zu können. Aber eigentlich möchte er mehr gute und verlässliche Mitarbeiter im Team haben. Um diese zu rekrutieren, versucht der Betrieb nun neue Wege zu gehen. Eine eigens für diesen Zweck engagierte Werbeagentur ist damit beauftragt, einen Kinospot zu produzieren, um auf den Betrieb aufmerksam zu machen. „Aber auch den Weg über die sozialen Medien wollen wir beschreiten, sagt Petra Schwägler. In diesem Zusammenhang betont Martin Hahn, dass hierzu auch die Chancen, welche durch die Zuwanderung entstehen, genutzt werden müssen. Ohne Fachkräfte aus dem Ausland wird es künftig aus seiner Sicht nicht mehr gehen. „Wir müssen uns daher auch gezielt mit den Themen Einwanderung und Saisonarbeit beschäftigen“, so Hahn. Familie Schwägler kann diesem Ansatz nur zustimmen.


Der Betrieb beschäftigt bereits einen jungen Afghanen als Auszubildenden und ist begeistert. „Wir hören und lesen immer wieder über die Probleme anderer Betriebe mit Flüchtlingen. Das können wir überhaupt nicht bestätigen“, erzählt Petra Schwägler. Amir ist nicht nur im Betrieb ein fleißiger Mitarbeiter, auch in der Berufsschule hängt er sich richtig rein und ist mittlerweile dort sogar der Beste. Gerade in seiner Lage als Flüchtling in einem fremden Land ist das eine besonders herausragende Leistung. Dennoch hat man im Betrieb Sorgen. Nicht darüber, dass Amir seine Ausbildung abbrechen könnte. Viel größer ist die Angst, den jungen Afghanen nicht im Betrieb halten zu können. Krimmer lobte in diesem Zusammenhang das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz. Hier sei es dem Handwerk gelungen, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass auch kleine und mittelständische Handwerksbetriebe Fachkräfte gewinnen und integrieren könnten. Damit kann diesen engagierten Fachkräften aus dem Ausland auch eine Perspektive geboten werden, von denen die Betriebe und letztlich auch die Kunden profitieren.


Betriebe, die auf der Suche nach geeigneten Fachkräften sind, können eine kostenfreie Anzeige in der Fachkräftebörse der Handwerkskammer Ulm schalten (www.hwk-ulm.de/fachkraefteangebotssuche) oder sich direkt an die Betriebsberaterin der Handwerkskammer, Alexandra Natter wenden. Telefon 0731 1425 6389, E-Mail: a.natter@hwk-ulm.de

Martin Hahn (rechts) erhielt einen Einblick in den Betrieb von Manfred Schwägler (links).


Bild: Handwerkskammer Ulm