Ebbe in den Büchern, Stimmung im Keller

Machen wir uns nichts vor: es ist eine anstrengende und herausfordernde Zeit. Unsere Betriebe haben gerade mit vielen wirtschaftlichen Belastungen zu kämpfen, die Konjunktur schwächelt und die Aussichten sind auch nicht gerade rosig. Vor allem die Krise in der Baubranche bereitet vielen Kopfzerbrechen. Die Zahl der Baugenehmigungen ist im Keller und in den Auftragsbüchern herrscht zunehmend Ebbe. Die Baukosten sind weiterhin hoch, dasselbe gilt für Material- und Energiepreise. Bauvorhaben verzögern sich oder werden aus Kostengründen gestoppt. Und wenn man bedenkt, dass fast die Hälfte aller Handwerksbetriebe zwischen Ostalb und Bodensee zum Bauhaupt- und Ausbaugewerbe gehören, dann beschleicht einen ein ungutes Gefühl. Hinzu kommt, dass auch die Insolvenzen in der Region steigen. Zwar nicht dramatisch, aber sie steigen. Wenn man das weiterhin schwierige wirtschaftliche Umfeld betrachtet, ist das keine große Überraschung. Das ist also kein Grund zur Panik – zumindest noch nicht. Unser regionales Handwerk steht stabil, die Zahl der Firmenpleiten ist überschaubar. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Zahlen nicht lügen. Diesen Trend gilt es also genau zu beobachten und nicht kleinzureden. Die Politik muss die richtigen Schlüsse daraus ziehen. Denn unser Bauhandwerk braucht jetzt dringend positive Signale. Es braucht staatliche Impulse. Es braucht bessere Rahmenbedingungen für das regionale Handwerk. Wir müssen dafür sorgen, dass die Bürokratielast in den Betrieben sinkt. Denn es ist alarmierend, wenn Betriebsinhaberinnen und -inhaber uns sagen, dass sie immer mehr Zeit am Schreibtisch statt beim Kunden verbringen. Diesen hohen Aufwand können und wollen Handwerkschefs nicht länger leisten. Stattdessen muss die Politik den Fokus jetzt darauf legen, unsere Betriebe zu entlasten – beispielsweise mit einer angemessenen Förderkulisse oder anderen unterstützenden Maßnahmen. Wichtig ist, dass die Ampelkoalition den Ernst der Lage erkennt und endlich ins Umsetzen kommt. Entscheidungen trifft. Taten statt Worte. Oder – in Anlehnung an das diesjährige Leitmotiv der neuen Kampagne des Handwerks – schlicht „Zeit, zu machen.“

August Eberle, Maurer-Vorarbeiter aus Friedrichshafen und Vorstandsmitglied der Handwerkskammer Ulm

Dieser Kommentar ist erschienen in der DHZ-Ausgabe 6-2024.



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