Normungsstrategie fürs Handwerk erarbeitet: Standards als Effizienzfaktor und Innovationstreibe
Standards, Vorschriften oder einheitliche Regelungen verursachen Dokumentations- und Nachweispflichten, auch genannt Bürokratie. Insbesondere der Mittelstand der Handwerksbetriebe ist durch die Vielzahl an Regelungen belastet. Die Handwerkskammer Ulm fordert, gerade angesichts der aktuellen Krise, die Handwerksbetriebe zu entlasten. Richtlinien und Regelungen sollen sich stärker an den Bedürfnissen der Handwerksbetriebe und der kleinen und mittleren Unternehmen insgesamt orientieren. Einheitliche Standards und Normungen bieten einerseits Vorteile. Sie erleichtern beispielsweise die Integration von neuen Produkten, führen zu Kosteneinsparungen, vereinfachen Anpassungsprozesse und entlasten damit die Zusammenarbeit mit Partnern und Kunden. Andererseits müssen die Regelungen gerade für den Mittelstand transparent, verständlich, leicht zugänglich und praxistauglich sein. Nur so haben sie den gewünschten erleichternden Effekt auf die Wirtschaft.
Das Handwerk hat sich deshalb eine Normungsstrategie erarbeitet. Denn Standards und Normen bilden in vielen Gewerken des Handwerks eine unverzichtbare Grundlage für das Leistungsangebot. Durch die Vorgaben entsteht Rechtssicherheit und Transaktionskosten werden gesenkt. Mit ihnen werden zudem Innovationen in die Praxis eingeführt und weitere Innovationspfade definiert. Herausfordernd sind jedoch die wachsende Anzahl und Komplexität von Normen auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene. Die Betriebe würden erleichtert, wenn Dokumentationspflichten beim Mindestlohn verringert würden oder es beispielsweise Ausnahmen beim Datenschutz oder von der Bonpflicht gäbe. Von letzterer sind zwischen Ostalb und Bodensee beispielsweise 280 Bäcker, rund 80 Konditoren und über 1650 Friseure betroffen.
Normung ist wichtig und richtig, darf aber bei den Betrieben nicht zu finanziellem oder zeitlichem Mehraufwand führen. Positiv zu bewerten ist aus Sicht des Handwerks deshalb der Beschluss des Bundesrats kürzlich. Bei den geplanten Maßnahmen der Europäischen Union zur Förderung von kleinen und mittleren Betrieben im Rahmen der KMU-Strategie sollen keine zusätzlichen bürokratischen Belastungen entstehen. Die Initiative wirkt darauf hin, dass einerseits neue Förderprogramme bürokratiearm ausgestaltet werden. Andererseits sollen aber auch bestehende Rechtsvorschriften auf Möglichkeiten zu bürokratischen Entlastungen geprüft werden. Vor allem sind zusätzliche statistische Dokumentationspflichten zu vermeiden. Die zunehmende Digitalisierung soll dies erleichtern.