Preise machen dem Handwerk Sorgen

Steigende Preise belasten Stimmung im regionalen Handwerk – Betriebe im Gebiet der Handwerkskammer Ulm wollen Personal aufstocken

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Die Stimmung im regionalen Handwerk zwischen Ostalb und Bodensee ist im ersten Quartal 2022 belastet. Das zeigen die aktuellen Konjunkturdaten der regelmäßigen Konjunkturumfrage der Handwerkskammer Ulm. Der Ukraine-Krieg ist durch die stark steigenden Energie- und Spritpreise zu spüren. Das belastet auch die Verbraucher, die Kunden der Handwerksbetriebe sind. „In diesen Tagen rücken manche konjunkturellen Themen in den Hintergrund. Die Handwerksbetriebe erfreuen sich einer guten Nachfrage. Das macht es trotz großer Arbeitsbelastung vielen leichter, sich bei der Versorgung und Integration der ukrainischen Flüchtlinge zu engagieren. Es ist beeindruckend, wie sich diese Betriebe mit der Hand am Arm engagieren, obgleich der Arbeitsdruck so enorm ist“, so Dr. Tobias Mehlich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Ulm.

Im Gebiet der Handwerkskammer Ulm sind gut 57 Prozent der befragten Betriebe mit ihrer Geschäftsentwicklung im ersten Quartal 2022 zufrieden. Im Vorjahresquartal lag der Wert bei knapp 48 Prozent. Gut 30 Prozent berichten von einer befriedigenden Geschäftslage. Knapp 13 Prozent sind hingegen mit der Entwicklung unzufrieden (Vorjahr: knapp 30 Prozent). Die Geschäftserwartungen der Handwerksbetriebe zwischen Ostalb und Bodensee sind dennoch gedämpft. Mit einer Verbesserung der Geschäftslage rechnen aktuell knapp 40 Prozent der Befragten (Vorjahr: 42 Prozent). Gut 9 Prozent der Betriebe befürchten hingegen eine Verschlechterung, im Vorjahresquartal lag der Wert bei knapp 7 Prozent.

Vollere Auftragsbücher lassen Betriebe hoffen
Die Auftragslage in den regionalen Handwerksbetrieben hat sich im ersten Quartal dieses Jahres verglichen mit dem Vorjahresquartal in der Pandemielage positiv entwickelt: Rund 32 Prozent berichten von volleren Auftragsbüchern in den Monaten Januar bis März (Vorjahr: 29 Prozent), fast 24 Prozent der Befragten (Vorjahr: 37 Prozent) mussten Auftragsrückgänge verkraften. Insgesamt ist die Auftragslage im Handwerk zwischen Ostalb und Bodensee besser als der Landesdurchschnitt. Und die regionalen Betriebe blicken weitgehend zuversichtlich in das kommende Quartal: Knapp jeder zweite befragte Betrieb erwartet demnach für die Monate April, Mai und Juni ein Auftragsplus (Vorjahr: 43 Prozent). Knapp 11 Prozent der Betriebe (Vorjahr: 9 Prozent) gehen hingegen von weniger neuen Aufträgen aus.

Handwerk von Energiekosten belastet, trotzdem einstellungsfreudig
Die stark steigenden Energie- und Kraftstoffpreise trüben die Stimmung und sind für die Handwerksbetriebe eine große Herausforderung. In der Baubranche etwa wird das zu steigenden Preisen bei den Kunden führen. Die gestiegenen Preise können die Handwerksbetriebe nicht mehr allein tragen. Deshalb hat das Handwerk wiederholt gefordert, dass Preissteigerungen auch bei öffentlichen Aufträgen auf beide Seiten verteilt werden. Ein aktueller Erlass der Bundesregierung erlaubt in der derzeitigen Krise Stoffpreisgleitklauseln, die Preissprünge während eines Bauprojekts auffangen sollen. Laut Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen können für Bauvorhaben des Bundes neue Verträge mit Preisgleitklauseln versehen werden, die eine Anpassung an die Marktentwicklung ermöglichen. Im Einzelfall können auch in bestehenden Verträgen die Preise nachträglich angepasst werden. Die Handwerkskammer begrüßt diesen Schritt. „Die Preisentwicklung durch den Krieg bedroht ansonsten die Existenz mancher gesunder Betriebe und ihrer Belegschaften“, so Mehlich.

Viele Betriebe im regionalen Handwerk wollen in den kommenden Monaten qualifizierte Fachkräfte einstellen – trotz aller derzeitigen Herausforderungen. Jeder sechste Handwerksbetrieb will Mitarbeitende einstellen (Vorjahr: 13 Prozent). Knapp 80 Prozent der Befragten wollen ihr Personal in gleicher Zahl halten. Gleich wie im Vorjahr rechnen 5 Prozent damit, dass sich ihre Belegschaft verkleinern wird.