Hier stimmt was nicht!

Sie sind Ihnen bestimmt schon aufgefallen. Die neuen Plakate der Imagekampagne des Handwerks. Sie sind ein Hingucker und ihre Botschaft provoziert. So ist beispielsweise zu lesen: „Kinder sollen sich frei entwickeln. Wie, das sagen Erwachsene. Warum ist ein Studium oft die einzige Vorstellung von einem gelungenen Leben? Hier stimmt was nicht.“ Genau diese Botschaft muss endlich in die Köpfe der Menschen. Eine Karriere im Handwerk ist für viele junge Menschen noch nicht die erste Wahl. Wer Abitur hat, wer etwas aus sich machen möchte, der muss doch studieren. Aber warum eigentlich? Ist das wirklich so? Ist es nicht viel eher so, dass Handwerkerinnen und Handwerker in unseren Berufen stolzer und zufriedener sind als andere? Unter 2.000 Befragten aus dem Handwerk haben zumindest 80 Prozent genau das angegeben. Für mich ist dieses Ergebnis keine Überraschung. Wenn ich nach einem langen Arbeitstag auf das zurückblicke, was ich mit geschafft habe, was ich gedacht und geleistet haben, bin ich fast immer stolz und zufrieden. Das ist fast schon ein selbstverständlicher Feierabendzustand. Und auch das Argument, dass man mit Uni-Abschluss mehr verdient, ist falsch. Vergleicht man den durchschnittlichen Lebensverdienst eines Handwerkers mit dem eines Akademikers sind viele erstaunt: Erst etwa im Alter von 50 Jahren verdient ein Akademiker dann, langsam, mehr. Bin ich Meister und Techniker holt mich ein Akademiker mit seinem Lebensverdienst frühestens im 60. Lebensjahr ein. Ein Handwerk zu erlernen, ist ein lukrativer Job. Wer also gerne mit Kopf und Händen arbeitet, sollte sich nicht aufhalten lassen. Auf unserer nächsten Seite stellen wir Ihnen eine junge Handwerkerin aus Biberach vor, die Jugendlichen Mut macht, sich für eine handwerkliche Ausbildung zu entscheiden. Denn Handwerk ist mehr als nur Beruf.  

Robert Smejkal, Klempnermeister aus Heidenheim und Vorstandsmitglied der Handwerkskammer Ulm.

Dieser Kommentar ist erschienen in der DHZ-Ausgabe 6 2022.