Wir müssen aufpassen, dass wir unsere Jugendlichen nicht verlieren, dass sie sich nicht abgehängt fühlen. Der Start ins Berufsleben ist grundlegend wichtig für‘s Lebensglück junger Menschen. Der darf nicht verbockt werden, sonst nimmt auch unsere Gesellschaft Schaden. Zeitversetzt. Da müssen wir jetzt aufpassen – auch wir Handwerkerinnen und Handwerker! Nach sechs Jahren in Folge mit mehr Jugendlichen, die neu im Handwerk angekommen sind, waren es 2020 schon spürbar weniger. Und 2021? Wer einen Handwerksberuf erlernt, kann die Welt mitgestalten. Unsere Berufe sind spannend und vielseitig und lassen jede Menge Raum für persönliche Entfaltungsmöglichkeiten. Nur, wo sind die Jugendlichen gerade? Kaum in der Schule, kaum in Praktika in unseren Betrieben, es gibt keine Berufsmessen zur Orientierung und Schnuppertage sind auch schwierig. Wie können wir unsere Gewerke auf die Bildschirme zuhause in den Zimmern bringen? Das ist jetzt die Herausforderung. An den PCs in den Kinderzimmern haben wir starke Konkurrenz. Es ist digital zu viel los. Die Jugendlichen lassen sich weder von uns noch von anderen Bildungswegen in der Flut vor dem Bildschirm erreichen und bleiben so unorientiert zu Hause kleben oder jobben sich mehr schlecht als recht durchs Leben. Wir – also jeder von uns – dürfen nicht zulassen, dass unsere Jugendlichen den Anschluss an unsere Arbeits- und Berufswelt verpassen und damit nicht ihren Platz in unserer Gesellschaft finden können. Wir dürfen sie nicht sozial abhängen, zumal wir sie in unseren Handwerksbetrieben brauchen und ihnen eine schöne Perspektive bieten können.
Uwe Wöhrle, Elektroinstallateurmeister und Vorstandsmitglied der Handwerkskammer Ulm
Dieser Kommentar ist erschienen in der DHZ-Ausgabe 9.