Die Landesregierung hat ihren überarbeiteten Entwurf für einen Doppelhaushalt vorgelegt. Positiv an dem Entwurf für den neuen Doppelhaushalt 2020/2021 ist für das Handwerk, dass die Zukunftsinitiative ‚Handwerk 2025‘ mit den Themenbereichen Personal, Strategie und Digitalisierung in den kommenden Jahren fortgesetzt wird. Auch wenn die Handwerksbetriebe die Auswirkungen einer schwächeren Industrie wohl erst verzögert spüren werden, ist gerade jetzt die Zeit, mit Fördermaßnahmen zu unterstützen, um gerüstet in die Zukunft gehen zu können.
Um die steigende Auftragslage bewältigen zu können, brauchen Handwerksbetriebe qualifizierte Fachkräfte. Denn die sind schon heute die Kapazitätsgrenze in vielen Gewerken. Darum fordern wir wiederholt, bildungspolitische Impulse zur Gleichwertigkeit beruflicher und akademischer Bildung zu setzen. Dazu ist die Meisterprämie unerlässlich. Ihr Fehlen ist ein Fehler. Es ist unverständlich, warum sie unberücksichtigt bleibt. Der Meisterstudent zahlt für sein Studium und seine Qualifikation im Schnitt mindestens 8.000 Euro mehr als ein Bachelorstudent an einer Hochschule. Daneben zahlt der Meisterstudent bis zu drei Mal höhere Fahrtkosten im Nahverkehr als ein akademischer Student und erhält keine Ermäßigungen im Theater, Kino, Schwimmbad etc. Die Meisterprämie ist ein erster Ausgleich für die Mehrkosten, weil der Staat die berufliche Bildung bei den Kosten benachteiligt. Gerade in Zeiten des Fachkräftebedarfs wäre die Aufwertung der beruflichen Bildung im Vergleich zur akademischen Bildung ein wichtiges Zeichen.
Dr. Tobias Mehlich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Ulm: „Der Staat benachteiligt die berufliche Bildung strukturiert und fortgesetzt auf vielen Ebenen, er bevorzugt die akademische Bildung und wundert sich dann, dass die Menschen diesem Signal folgen und dadurch Fachkräfte und Qualifikation fehlen und die Versorgung künftig schwieriger und teurer machen werden. Das ist eine für mich seltsame Logik politischen Handelns. Deswegen setzen wir darauf, dass das nachgebessert wird.“ Und weiter: „Wir wissen momentan nicht, woran es hakt: Die CDU hatte die Meisterprämie extra auf dem Parteitag in ihr Programm aufgenommen. Offensichtlich ignoriert der Koalitionspartner diese kluge Ausrichtung auf die Meisterprämie und damit die Interessen des Handwerks. Bei so einer Konstellation würden sich die Grünen einmal mehr als Klientel-Partei der einseitigen Akademisierung platzieren.“ Baden-Württemberg ist neben Schleswig-Holstein mittlerweile das einzige Bundesland, das die berufliche Bildung mit dieser Meisterprämie noch nicht anerkennt. Alle anderen 14 Bundesländer reduzieren mit dieser Meisterprämie bereits seit Jahren die Mehrkosten der Studenten in einer Meisterausbildung.
Gleiches gilt auch für die Digitalisierungsprämie, die offenbar im Regierungsentwurf komplett gestrichen wurde. Dieses erfolgreiche Förderinstrument, das gerade von kleineren Betrieben im Gebiet der Handwerkskammer Ulm genutzt wird, um digitale Prozesse anzustoßen, muss fortgeführt werden. Nur so bleiben unsere Betriebe zukunftsfähig und erhalten den Wohlstand im Land. „Es kann doch nicht sein, dass wir über die Finanzierung von Digitalisierung den ganzen Tag fabulieren und ausgerechnet den kleinen und mittleren Betrieben genau dies dann verwehren und erschweren“, so Mehlich.