Sonnig oder wolkig?

Wir kommen nicht so recht raus. Trotz Frühling und Sonne. Wir sind abhängig von steigenden Infektionszahlen, Inzidenzwerten und Berechnungen. Das überrascht nicht mehr. Und es ist nachvollziehbar, dass alles unternommen werden muss, um das Infektionsgeschehen unter Kontrolle zu behalten. Aber es zehrt an den Nerven, dass es keine klare Perspektive gibt. Nicht mal im Frühling. Dabei brauchen wir Handwerksbetriebe eine Perspektive: 1. weil wir in unseren Betrieben planen müssen, betriebswirtschaftlich, nicht von heute auf morgen. 2. weil wir ohne Perspektive nachlässig werden könnten – und das wäre gefährlich. Wir wünschen uns alle zurück zu einem Stück Normalität, zu einem weniger eingeschränkten Alltag und zum gewohnten Geschäftsbetrieb. Seit Monaten halten wir uns an die Vorgaben und machen tagtäglich das Beste aus den Einschränkungen. Auch wenn die Vorgaben manchmal über Nacht kommen, unübersichtlich oder schwammig formuliert sind. Wer sich einschränkt, muss wissen, wofür er es tut. Deshalb muss diese Politik des „Auf-Sicht-Fahrens“ aufhören. Sie lässt immer mehr Menschen verzweifeln. Und das drückt auch auf die Stimmung der Verbraucher und wirkt sich letztlich negativ auf die Aufträge und unser Arbeiten im Handwerk aus. Wir brauchen einen Fahrplan. Wir wollen, dass alle gesund bleiben. Deshalb testen wir in den Betrieben freiwillig, damit Mitarbeiter und Kunden gesund bleiben – auch wenn das Mehrkosten für den Betrieb bedeutet. Jeder muss tun, was hilft, in dieser Pandemiezeit ein Stück Sicherheit zu schaffen. Tests sind eine Möglichkeit, das Leben und damit das Arbeiten und Geld verdienen in Gang zu halten. Und eine Testpflicht will keiner, denn das bedeutet Nachweise und Dokumentation. Also sollten wir uns darüber freuen, dass wir die Schnelltests für die Mitarbeiter anbieten können. Es ist auch ein Zeichen der Wertschätzung und der Fürsorge von uns Arbeitgebern. Die Mitarbeiter werden es uns danken über gute Leistungen. So rum kann man es auch sehen. Es kommt also – auch hier – auf die Perspektive an. Freuen wir uns über die Sonnenstrahlen und blenden manche durchziehende Wolke besser aus. Es hilft ja nichts. Es kommen auch wieder andere Zeiten. Nach dem Frühling jedenfalls kommt erstmal der Sommer.

Michael Bucher, Vorstandsmitglied der Handwerkskammer Ulm aus dem Landkreis Ravensburg.

Dieser Kommentar ist erschienen in der DHZ-Ausgabe 7.