Die Digitalisierung ist aktuell in aller Munde, wenn es um die Modernisierung des Wirtschaftsstandortes Deutschland geht. Sowohl Unternehmen als auch der Staat und seine Behörden haben es sich zum Ziel gesetzt, durch den konsequenten Einsatz moderner Technologien effizienter und schlanker zu arbeiten.
Allerdings gibt es auf dem Weg zur digitalen Glückseligkeit einige Stolpersteine, die es zu vermeiden gilt. Wenn es um gescheiterte Projekte im Bereich der Digital-Transformation geht, gibt es in Deutschland wahrlich keinen Mangel an Negativbeispielen, die als warnende Anschauungsobjekte dienen. Insbesondere Vater Staat hat sich in den vergangenen Jahren nicht mit digitalem Ruhm und IT-Kompetenz bekleckert, wovon eine lange Liste misslungener Vorhaben kündet, sei es bei der Bundeswehr, im Schulwesen oder in der Verwaltung. Der Bundesrechnungshof moniert in seinem Bericht vom 24.11.2021, dass beispielsweise der Bund erhebliche strukturelle Defizite auf allen Ebenen der Durchführung von Digitalprojekten hat, sei es bei der Planung, der Bedarfsermittlung, dem Controlling oder der konkreten Projektumsetzung. Im internationalen Vergleich hinkt Deutschland nicht zuletzt deshalb in dieser Kategorie anderen Ländern deutlich hinterher.
Aus diesen Defiziten gilt es zu lernen. Auch im Handwerk verzweifeln nicht wenige Betriebe an digitalen Technologien, die ihnen eigentlich schnelleres und bequemeres Arbeiten ermöglichen sollten. Einen guten ersten Einblick in die Problematik, was in Projekten schiefgehen kann, liefert hierzu der Artikel „Das sind die 7 größten Fehler bei der Digitalisierung„. Aus meiner eigenen Projekterfahrung kann ich diese Einschätzung nur bestätigen. Insbesondere eine fehlende strategische Langzeitplanung verhindert bei Handwerksbetrieben häufig, dass klare, quantifizierbare Ziele formuliert werden, an denen sich der Projekterfolg bemisst. Aus diesem Grund empfehlen wir das Ausformulieren einer sog. „Digitalisierungsstrategie“, in der auch die möglichen Schwierigkeiten benannt werden, mit denen im Laufe eines Digital-Vorhabens zu rechnen ist. Dieses Dokument sollte auch eine realistische Einschätzung der technischen Fähigkeiten der eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beinhalten.
Darüber hinaus gilt es gesetzliche Vorgaben und Richtlinien zu beachten. Nicht zuletzt die Anforderungen der europäischen Datenschutz-Grundverordnung (DS-GVO) sollten bereits in frühen Phasen des Projektes berücksichtigt und einbezogen werden. Die Nicht-Beachtung dieser Vorschriften kann einen Handwerksbetrieb teuer zu stehen kommen; es drohen mitunter empfindliche Bußgelder. Dagegen sollte man sich als Projektverantwortlicher durch fachkundige Beratung, z. B. durch die Handwerkskammern, absichern.
Und abschließend sollte jedem Digitalisierungsvorhaben auch ein grundsolides Sicherheitskonzept zugrunde liegen, damit böswillige Akteure aus dem Internet nicht leichtes Spiel beim Diebstahl Ihrer Daten haben. Aktuell belaufen sich in Deutschland die Schäden, die durch Computer-Kriminalität dem Handwerk entstehen, nach Expertenschätzungen auf ca. 50 Mrd. EUR jährlich. Auch hierzu macht der Gesetzgeber den Betrieben klare Vorgaben, wie sie Software, Hardware und Systeme abzusichern können. Und auch in diesem Themengebiet sind die Handwerkskammern kompetente Ansprechpartner, die Sie gerne beraten.
Diese Beispiele zeigen: Es gibt Stolpersteine, die es zu vermeiden gilt, um sich unnötigen Ärger und ausufernde Kosten zu ersparen. Doch selbst wenn es auf dem Weg zur Digitalisierung manchmal steinig und übersichtlich zugeht: Auch für das deutsche Handwerk gilt die Prämisse „Der Weg ist das Ziel“. Unternehmerinnen und Unternehmer sollten sich mit kleinen, aber konsequenten Schritten auf diesen Weg begeben, um zukünftige Entwicklungs-Chancen zu nutzen.