Versprechen halten

Wir kennen es alle: Im Vorfeld einer wichtigen Wahl übertrumpfen sich unsere Politikerinnen und Politiker meist mit ihren Wahlversprechen, wenn wir ihnen im Gegenzug nur unsere Stimme geben… So haben auch die Regie-rungsfraktionen von Grünen und CDU kürzlich angekündigt, mit dem kommen-den Landeshaushalt ein 365-Euro-Jahresticket für Auszubildende, Schüler und Studierende einzuführen – das wäre wahrlich ein toller Erfolg fürs Hand-werk! Dazu haben auch wir unserer Teil beigetragen. Denn unsere Kammer hat die Einführung eines landesweiten Azu-bi-Tickets schon seit langem gefordert und begleitet. Wir haben uns bei der Landesregierung dafür stark gemacht und das Vorhaben mitangestoßen. Von daher sind wir froh und begrüßen es ausdrücklich, dass die Idee nun hoffent-lich auch endlich umgesetzt wird. Wir nehmen die Politiker hier beim Wort. Denn ein solches 365-Euro-Ticket ist ein wichtiges Signal und entlastet unsere Auszubildenden nicht nur finanziell. Das Angebot macht die Berufsausbildung insgesamt attraktiver und ist ein weite-rer wichtiger Schritt hin zur Gleichwer-tigkeit von akademischer und berufli-cher Bildung. Da das Ticket zu einem nicht unerheblichen Teil von den Kom-munen finanziert werden soll, droht in der Umsetzung allerdings ein Flicken-teppich. Das müssen wir verhindern, denn ein solches Angebot darf nicht in der Region versanden. Das könnte letzt-lich dazu führen, dass es zu regionalen Unterschieden kommt und das Azubi-Ticket nicht landesweit gilt und in der Umsetzung ausgehöhlt werden. Auch darauf werden wir achten, dass das nicht passiert. Hinzu kommt, dass es in zahl-reichen anderen Bereichen der Gleich-wertigkeit noch viel Luft nach oben gibt. Deshalb sollte dieses Angebot einem nächsten Schritt auch für Meisterstu-denten und angehende Fach- oder Be-triebswirte geöffnet werden. Denn wäh-rend beispielsweise eine akademische Studentin in Ulm etwa 260 Euro jährlich für die Nutzung des öffentlichen Nah-verkehrs zahlt, muss ein Meisterstudent mit Kosten von über 600 Euro für eine Jahreskarte rechnen – das ist unseren Handwerkerinnen und Handwerkern gegenüber nicht fair. Dieser Vergleich verdeutlicht, wie hier bislang mit zwei-erlei Maß gemessen wird. Es ist längst überfällig, diese Ungerechtigkeit zu beseitigen. Und zwar nicht irgendwann in ferner Zukunft – sondern jetzt.


Joachim Krimmer, Präsident der Handwerkskammer Ulm

Dieser Kommentar ist erschienen in der DHZ-Ausgabe 19.