Wir brauchen noch mehr Aufwind für die duale Ausbildung

Es sind gute Nachrichten: über 2.500 junge Menschen haben zum 1. September eine passende Lehrstelle in unseren Betrieben zwischen Ostalb und Bodensee gefunden. Sie wollen mit anpacken. Die Zukunft gestalten. Das Klima retten. Und die Menschen vor Ort mit wichtigen Handwerksleistungen versorgen. Das freut mich. Im Vergleich zum Vorjahr haben wieder mehr junge Menschen ihren Weg ins Handwerk gefunden. Aber: jede der rund 500 unbesetzten Lehrstellen im Kammergebiet ist auch eine verpasste Chance. Erst kürzlich habe ich gelesen, dass uns auf dem Arbeitsmarkt bis 2030 zehnmal mehr Gesellen und Meisterinnen fehlen als Akademiker. Wenn es uns nicht geling, jungen Menschen zu zeigen, dass eine Karriere auch im Handwerk möglich ist, wird das eine Herkulesaufgabe. Und zwar nicht nur für unsere Betriebe. Auch für die Gesellschaft. Klar ist: gibt es keine qualifizierten Handwerker, werden Wartezeiten immer länger und Handwerksleistungen teurer. Wenn wir das verhindern wollen, brauchen wir unbedingt Aufmerksamkeit für die berufliche Bildung. Wir brauchen ein gesellschaftliches Umdenken. Dazu gehört zum Beispiel eine größere Wertschätzung für manuelle Fertigkeiten und handwerkliches Wissen. Und auch eine vorurteilsfreie Berufsorientierung an allen Schularten. Daran arbeiten wir mit unserer Handwerkskammer. Zum Beispiel über „Pakte der beruflichen Bildung“ mit allen Landkreisen. Oder über Bildungspartnerschaften zwischen Schulen und Handwerksbetrieben. Wir brauchen aber auch die Politik an unserer Seite. Es ist kaum verständlich, dass die Bundesregierung die finanziellen Mittel für die Überbetriebliche Lehrunterweisung in Zeiten steigender Kosten und eines sich verschärfenden Fachkräftebedarfs nicht ausweitet, sondern kürzen will. Das ist ein ganz falsches Signal.

Michael Bucher, Vorstandsmitglied der Handwerkskammer Ulm aus dem Landkreis Ravensburg.

Dieser Kommentar ist erschienen in der DHZ-Ausgabe 17-2023.



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