Luft nach oben

Der Bedarf an qualifizierten Fachkräften im regionalen Handwerk ist hoch und wird in den kommenden Jahren voraussichtlich weiter steigen. Um den Bedarf zu decken, entscheiden sich aber zu wenig Schulabgänger für eine Karriere im Handwerk. Dabei finden mehr junge Menschen als vermutet das Handwerk attraktiv. Zu diesem Schluss kommt eine neue Studie, die kürzlich erschienen ist. Jugendliche stehen unseren Handwerksberufen also offener gegenüber als gedacht. Das ist die gute Nachricht. Doch es gibt auch eine weniger gute – dieselbe Studie hat nämlich ergeben: Während sich drei von zehn jungen Menschen vorstellen können, im Handwerk zu arbeiten, tut es aktuell nur einer von zehn. Doch woher kommt das? Die besonderen Stärken der Handwerksberufe werden wohl noch immer zu wenig kommuniziert und herausgestellt. Auch in vielen unserer Betriebe zwischen Ostalb und Bodensee ist hier noch Luft nach oben. Daran müssen wir gemeinsam arbeiten. Denn ansonsten wird es noch schwerer, genügend Personal zu finden, das unsere Kundenaufträge abarbeitet. Stellt sich die Frage, was wir Handwerkerinnen und Handwerker ganz konkret tun können, um mehr junge Leute für uns zu gewinnen. Ein Punkt, an dem wir ansetzen können: Wir Handwerksbetriebe müssen bei der Mitarbeitergewinnung neue Wege gehen. Das heißt im Social Media-Zeitalter: TikTok, Instagram und andere soziale Netzwerke für die Azubi-Gewinnung zu nutzen – denn dort erreichen wir die jungen Menschen direkt. Und wir müssen selbstbewusst auftreten und stolz Werbung fürs regionale Handwerk machen, die Benefits unseres Betriebs herausstellen. Es braucht eine direktere, niederschwelligere Ansprache, um das Interesse bei potenziellen Bewerberinnen und Bewerbern zu wecken. Es gilt, das vorhandene Potenzial zu nutzen, um Fachkräfte zu finden und langfristig an uns zu binden. Ziel muss es sein, zu den attraktivsten Arbeitgebern der Region zu gehören. Denn wir sind Handwerker. Wir brauchen uns nicht zu verstecken oder kleiner machen, als wir sind. Unsere Berufe haben Zukunft. Unsere Dienstleistungen sind systemrelevant. Ohne unser Handwerk steht vieles still. Dessen sollten wir uns immer bewusst sein.


Joachim Krimmer, Präsident der Handwerkskammer Ulm.

Dieser Kommentar ist erschienen in der DHZ-Ausgabe 19-2023. Hier finden Sie auch weitere Informationen zu der oben genannten Studie.



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